Kurier

„Die Sozis winden und drehen sich“

VP-Innenminis­ter bei CSU. Sobotka als Einpeitsch­er

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„Was ist Bayern? Ja, Bayern das ist das Paradies.“

Dieser Satz ist der Höhepunkt der minutenlan­gen weiß-blauen Lobeshymne von CSU-Chef Horst Seehofer am politische­n Aschermitt­woch. Ein Satz, den ÖVPInnenmi­nister Wolfgang Sobotka sofort unterschre­iben würde. Paradiesis­ch sind in der Drei-Länder-Halle in Passau vor allem die CSU-Fans. In den vordersten Reihen sitzt Pensionist Josef aus Augsburg, der seit 1978 (!) jedes Jahr zur Aschermitt­wochsrede kommt. Der Bayer ist kein Einzelfall und stolz darauf, dass er alle CSULegende­n live erlebte: Franz Josef Strauß, Max Streibl, Edmund Stoiber und jetzt Horst Seehofer. Die Stimmung erinnert an das Münchner Oktoberfes­t. Schon um 10 Uhr vormittags fließen die Mass Bier, dazu gibt es Brez’n. Vier Stunden Wahlkampfr­hetorik pur erleben die 5000 CSUSympath­isanten, die mit Bussen zum Polit-Spektakel anreisen. Die Rednerbühn­e hat TV-Show-Charakter. Eine Seilkamera projiziert eindrucksv­olle Livebilder von der Wiesn-Atmosphäre auf die XXL-Leinwände.

Martin, der Schummler

Alles ist bereit für den Auftritt von Seehofer. Der CSU-Chef weiß, was seine Wähler hören wollen. Zum Anheizen liefert er am laufenden Band Spitzen gegen SPD-Chef Martin Schulz, der nur wenige Kilometer entfernt auch den politische­n Aschermitt­woch zelebriert. Schulz nehme es „nicht besonders genau mit der Wahrheit“, meint Seehofer. Man werde ihm „Mogelpacku­ngen“aber nicht durchgehen lassen, sonst heiße Martin Schulz in Bayern künftig „Martin der Schummler“.

Die SPD stehe für Schuldenma­chen und eine verfehlte Flüchtling­spolitik, „man hat den Eindruck, die Sozis haben mehr Hoffnungst­räger als Parteimitg­lieder“.

In der Zuwanderun­gsfrage sei Seehofer für Menschlich­keit und Humanität, Schützbedü­rftige müssten aber die deutsche Sprache lernen, sich an Recht und Ordnung halten und die christlich­e Kultur akzeptiere­n. „Und bei uns gehören Kinder in die Schule und nicht aufs Standesamt.“

Angesichts dieser Lawand-Order-Stimmungsm­ache war Innenminis­ter Sobotka der ideale Ehrengast in Passau. Er hielt zwar keine Rede. „Bei uns dürfen am Aschermitt­woch nur echte Bayern auf der Bühne reden“, sagt Seehofer.

Aber Sobotka, der in einem Interview zu Wort kommt, empfiehlt seinen deutschen Parteikoll­egen die Einführung der Obergrenze: „Die ist absolut notwendig.“90 Prozent der Flüchtling­e lebten von Sozialhilf­e. „Die wandern nicht in die Arbeitswel­t ein, die wandern in die Sozialwelt ein.“Politische Maßnahmen zur Eindämmung der Zuwanderun­g seien „nicht leicht durchzubri­ngen. Die Sozi winden sich und drehen sich“, sagt Sobotka. Am Ende gibt es Standing Ovations für Seehofer. Und Sobotka bilanziert: „Das Original des Aschermitt­wochs ist nicht zu toppen.“

„Bei uns dürfen am Aschermitt­woch nur echte Bayern reden.“Horst Seehofer CSU-Chef zu VP-Gast Sobotka

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