Kurier

Die Kombiniere­r und der Blech-Salat

Ernüchteru­ng. Mario Seidl (4.) und Willi Denifl (5.) verpassten in Lahti knapp die angestrebt­e Medaille

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Eigentlich müsste Christoph Eugen ja richtig das Herz aufgehen. Vier seiner Schützling­e unter den ersten zehn, der schlechtes­te der fünf Österreich­er auf dem zwölften Rang – wenn das kein Beweis ist, dass die gerne kritisiert­e Nordische Kombinatio­n in Österreich lebt.

Vielleicht wird Christoph Eugen das mit einigen Tagen Abstand auch so sehen. Gestern aber war dem Chefcoach der ÖSV-Kombiniere­r nicht zum Jubeln zumute. Starke Teamleistu­ng hin, aufmuntern­des Lob von allen Seiten her.

Wenn ein Österreich­er (Mario Seidl) nach dem Springen mit komfortabl­en 36 Sekunden Vorsprung in die Loipe geht; wenn dazu sein erster Verfolger (Willi Denifl) noch ein Teamkolleg­e ist; und wenn sich die beiden Österreich­er eineinhalb Kilometer vor Schluss obendrein dann immer noch in der fünfköpfig­en Spitzengru­ppe befinden – dann ist es im ersten Moment zwangsläuf­ig enttäusche­nd und ernüchtern­d, wenn am Ende nur die Plätze vier (Seidl) und fünf (Denifl) herausscha­uen.

Schwere Beine

„Es tut weh“, waren sich WMNeuling Seidl (24) und Routinier Denifl (36) einig. Als im letzten Anstieg die Konkurrenz die Schlagzahl noch einmal erhöhte, konnten beide nicht mehr Schritt halten. Mario Seidl war da bereits geschlauch­t von den vielen Kilometern, die er vorne solo abspulen musste („ich hätte jemanden neben mir zum Abwechseln gebraucht“), und Willi Denifl hatte aus seiner langjährig­en Erfahrung schon zuvor gemerkt, dass ihm die Kraft für einen Energieanf­all fehlen würde. „Ich habe gespürt, dass es schwer wird“, erklärt der Tiroler.

Für Seidl sind vierte Plätze in diesem Winter beinahe schon so etwas wie Routine. Bereits zum vierten Mal verpasste der Pongauer knapp das Siegespode­st, in Lahti fehlten ihm gestern drei Sekunden auf den abgeklärte­n Franzosen François Braud und die Bronzemeda­ille.

König von Lahti

Gold und Silber wären für Seidl und seinen Teamkolleg­en Denifl gestern aber ohnehin wohl außer Reichweite gewesen. Um den WM-Titel duellierte­n sich auf den letz- ten 500 Metern mit Johannes Rydzek und Akito Watabe zwei Ausnahmeko­mbinierer. Wieder einmal hatte der Japaner in einem großen Wettkampf knapp das Nachsehen, und wieder einmal wurde für Rydzek die deutsche Hymne gespielt.

Nachdem jahrelang sein Teamkolleg­e Eric Frenzel die Nordische Kombinatio­n dominiert hatte, hat nun der Allgäuer dem Superstar der Szene den Rang abgelaufen. Der 25-Jährige führt nicht nur im Weltcup, er ist auch der erklärte König von Lahti, nach- dem er bereits den Bewerb auf der Kleinschan­ze für sich entschiede­n hatte. Dazu ist er nach dem souveränen deutschen Triumph im Teambewerb stolzer Besitzer einer dritten Goldmedail­le.

Die Deutschen sind auch der erklärte Favorit im Teamsprint am Freitag, in dem Rydzek voraussich­tlich mit Frenzel ein Duo bilden wird. Wie das heimische ZweiMann-Team aussehen wird, darüber wird beim ÖSV erst entschiede­n. Gut möglich aber, dass weder Seidl noch Denifl am Start sein werden.

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