Getöteter Säugling: Neuer Sachverständiger bestellt
St. Pölten. Ein weiterer Fachmann untersucht die schweren Kopfverletzungen des kleinen Maximilian
Die Vorwürfe sind so abscheulich, dass kein Rechtsanwalt freiwillig die beiden mordverdächtigen Eltern vertreten wollte. Im Fall des getöteten Säuglings von St. Pölten schöpft die Staatsanwaltschaft alle Möglichkeiten aus, die Tragödie bis ins kleinste Detail zu klären. Aus diesem Grund wurde nun ein weiterer Gerichtsmediziner bestellt.
Wie berichtet, hat der renommierte Gerichtssachverständige Wolfgang Denk ein Schädel-Hirn-Trauma als Todesursache bei dem drei Monate alten Säugling festgestellt. Es habe eine massive Gewalteinwirkung gegen die Schläfenregion gegeben. Wie die Staatsanwaltschaft St. Pölten gegenüber dem KURIER bestätigt, müssen diese Verletzungen aber noch genauer spezifiziert werden. Um das abzuklären, wurde diese Woche ein Sachverständiger aus dem Gebiet der Neuropathologie und Neurotraumatologie hinzugezogen. Der Fach- mann untersucht im Detail, welche Form der Gewalteinwirkung auf Hirn oder Rückenmark stattgefunden und welche zum Tode des Kindes geführt hat. Erst nach dem Ende der Obduktion kann der Leichnam zur Beerdigung freigegeben werden.
Sorgerecht
Die aus Polen stammenden Eltern des Kindes sitzen wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Sie belasten einander schwer. Der Vater, Waldemar O. (30), hatte am Abend der Tragödie alleine die Aufsicht über den Buben und dessen eineinhalbjährigen Bruder. Die Mutter, Monika Z. (26), war zu der Zeit mit Freunden in Wien feiern. Da jedoch auch länger zurückliegende Verletzungen bei dem Baby festgestellt wurden, gilt auch die Mutter als dringend tatverdächtig.
Nachdem sich kein Rechtsanwalt fand, der die anwaltliche Vertretung des Paares übernehmen wollte, muss- ten Pflichtverteidiger bestellt werden. „Wie in solchen Fällen gab es ein Auswahlverfahren bei der Rechtsanwaltskammer aus der Liste der Pflichtverteidiger. Diese sind mittlerweile bestellt“, bestätigt die Vizepräsidentin des Landesgerichts St. Pölten, Andrea Humer. Um den eineinhalbjährigen Sohn des Paares kümmert sich derzeit die Fürsorge. Die Eltern der Mutter haben das Sorgerecht beantragt.