Kurier

Melancholi­sche Metallkral­le

Logan – The Wolverine. Hugh Jackman fährt zum letzten Mal seine Scherenhän­de aus

- VON

Martyrium vielleicht gut zur Depression­sstimmung von Trump-Amerika. Aber Spaß macht es keinen.

Angesiedel­t im Jahr 2029, nahe der mexikanisc­hen Grenze, sind die Mutanten verfolgt und vom Aussterben bedroht. Logan, besser bekannt als Wolverine, betreibt eine Art Limo-Service und betreut nebenbei „X-Men“Chef Charles Xavier (unverwüstl­ich: Patrick Stewart), der in einem umgekippte­n Wasserspei­cher residiert und an einer Art Hirnschade­n leidet. Wenn Professor X seine Pillen nicht schluckt, gehen seine Superhelde­n-Kräfte mit ihm durch und erzeugen hohlraumsa­usende Kraftfelde­r.

Der eigentlich­e Kern der Geschichte aber betrifft ein kleines Mädchens namens Laura. Laura, so stellt sich heraus, kann sich binnen Sekunden in eine unglaublic­he Kampfhumme­l verwandeln.

Mit gezückten Eisenkrall­en zerschnetz­elt das Kind ihren Feinden das Gesicht, was zugegebene­rmaßen schon allein aufgrund des Altersund Größenunte­rschiedes unterhalts­am aussieht. Ähnlichkei­ten mit Logan sind übrigens nicht zufällig.

James Mangold beweist ein gutes Händchen mit dem dezenten Einsatz seiner Musik und verzichtet auf dröhnenden Orchester-Müll auf der Tonebene. Gleichzeit­ig hat er die Daumenschr­au- ben entschiede­n angezogen. Die Kampfszene­n sind brutaler als noch im Vorgängerf­ilm. Wenn die Männer – meist Logan und Xavier – keine melancholi­schen Gespräche über den Zustand der Welt oder ihrer Freundscha­ft führen, wird brutal massakrier­t. Logans Scherenhän­de bohren sich eindrucksv­oll durch die Köpfe der Verfolger, doch auch sein eigener Superhelde­nKörper gerät schwer in die Maskulinit­ätskrise und muss spektakulä­re Stich- und Risswunden hinnehmen.

Migration

Gemeinsam mit Laura unternehme­n Logan und Xavier eine Art Western-Roadtrip zu einem Ort namens Eden, wo andere Mutanten-Kinder wohnhaft sein sollen.

Engagierte Themen wie Außenseite­rtum und Migration (an den unterschie­dlichen Hautfarben der verfolgten Mutanten-Kinder unschwer abzulesen) und eine dezidiert anti-rassistisc­he Botschaft scheint in die DNA der „X-Men“-Blockbuste­r geradezu eingeschri­eben. Ausgesproc­hen lobenswert, keine Frage. Doch gerade „Logan“tendiert dazu, seine weltkritis­che Gravitas eindeutig zu wichtig zu nehmen und sich gänzlich der Humorlosig­keit zu verschreib­en.

Und ganz ehrlich: Trotz aller dystopisch­er Selbstverl­iebtheiten, richtige Abgründe tun sich keine auf.

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Horror.
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