Kurier

Fünf Länder gegen neues Fremdenrec­ht

Widerstand gegen Verschärfu­ngen nicht nur von Rot-Grün, sondern auch von Schwarz-Grün

- VON BERNHARD GAUL

Die Wogen rund um die Fremdenrec­hts-Novelle werden höher. Kern der teils massiven Verschärfu­ngen ist, dass Asylwerber mit negativem Bescheid auch keine Grundsiche­rung (rund 200 Euro) mehr bekommen sollen.

ÖVP-Innenminis­ter Wolfgang Sobotka und SPÖ-Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil erleben nun starken Widerstand aus fünf Ländern. Wortführer sind die Wiener, die von SPÖ-Bürgermeis­ter Michael Häupl abwärts die Verschärfu­ngen ablehnen. Inzwischen gehen auch die Emotionen hoch. Sobotka wirft der SPÖ ein „perfides Spiel“vor. Am Verhandlun­gstisch würden Maßnahmen beschlosse­n, „drinnen halten sie, und wenn sie draußen sind, sind sie gleich wieder dagegen“. Die SPÖ müsse wissen, „auf welcher Seite sie steht. Man könne dem Rechtsstaa­t nicht „auf der Nase herumtramp­eln“.

Nein von Schwarz-Grün

Dabei kommt der Widerstand keineswegs nur aus der Wiener SPÖ, sondern auch aus anderen Bundesländ­ern, konkret aus der Steiermark, aus Salzburg, aus Tirol und aus Oberösterr­eich. So haben Salzburgs Landesräti­n Martina Berthold, Tirols Landesräti­n Christine Baur und Oberösterr­eichs Landesrat Rudi Anschober – alles Grün-Politiker, die Regierungs­bündnissen mit der ÖVP angehören – in einer gemeinsame­n Stellungna­hme angemerkt, dass „sich das Fremdenrec­ht, vor allem durch die zahlreiche­n und raschen Änderungen, zu einem komplexen und unübersich­tlichen Konstrukt entwickelt hat. Erfahrungs­ge- mäß wird eine derartige Regelung zu vermehrter Obdachlosi­gkeit führen. Auch sicherheit­spolitisch­e Bedenken sprechen gegen die Streichung“. Auch der Verfassung­sdienst der steirische­n Landesregi­erung erklärt zu jenem umstritten­en Paragrafen, wonach Asylwerber, die einen rechtsgült­ig negativen Bescheid haben, keine Grundsiche­rung mehr bekommen sollten: „Die Neufassung wird entschiede­n abgelehnt.“

Die Wiener SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberg­er hofft nun, dass auf die Bedenken der Länder nun im Zuge der Gesetzeswe­rdung im Parlament eingegange­n wird.

Das Problem scheint zu sein, dass nicht klar ist, was eigentlich gemeint ist. Verlieren Asylwerber mit einem rechtskräf­tigen und durch- setzbaren negativen Asylbesche­id in der Sekunde die Grundverso­rgung? Nein, betont SPÖ-Minister Doskozil auf KURIER-Nachfrage im Parlament. „Da gibt es zuerst eine Rückkehrbe­ratung, auch Rückehrprä­mien werden angeboten. Wenn jedoch der negativ beschieden­e Asylwerber jegliche Zusammenar­beit mit den Behörden verweigert und sich in keiner Weise ko- operativ zeigt, dann verliert er den Anspruch auf Grundverso­rgung.“

Auch das Argument, durch Entzug der Grundverso­rgung würde man die Menschen in die Kriminalit­ät drängen, lässt Doskozil nicht gelten. „Die Entscheidu­ng, ob ich kriminell werde oder nicht, hängt nicht davon ab ob, ich in der Grundverso­rgung bin.“

 ??  ?? Probleme bei Abschiebun­gen: Regierung antwortet mit Verschärfu­ngen der Regelung
Probleme bei Abschiebun­gen: Regierung antwortet mit Verschärfu­ngen der Regelung
 ??  ?? Einigkeit am Verhandlun­gstisch – jetzt wirft ÖVPMiniste­r Sobotka (re.) der SPÖ (links Minister Doskozil) ein „perfides Spiel“vor
Einigkeit am Verhandlun­gstisch – jetzt wirft ÖVPMiniste­r Sobotka (re.) der SPÖ (links Minister Doskozil) ein „perfides Spiel“vor
 ??  ?? Deutliches Nein zur Novelle aus Wien von SPBürgerme­ister Michael Häupl und SPBildungs­stadträtin Sandra Frauenberg­er
Deutliches Nein zur Novelle aus Wien von SPBürgerme­ister Michael Häupl und SPBildungs­stadträtin Sandra Frauenberg­er

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