Wenn die Rösterei eine Kaffeebar hat
Urban. Johannes Hornig expandiert mit neuem Gastro-Projekt nach Wien
Aeropress statt Frenchpress, Kaffee mit Gin und Eis statt Zucker und Milch: Der Wiener Bezirk Neubau hat sich zu einem kleinen Mekka für Koffeinsüchtige entwickelt. Nach dem Boom der kleinen Third-Wave-Coffeeshops ( wollen jetzt auch große Player wie der Grazer Spezialitätenröster J. Hornig mit urbanen Geschäftskonzepten in der Bundeshauptstadt punkten. Bisher war das Unternehmen vor allem Großkunden in Kärnten, der Steiermark und Slowenien bekannt – das soll jetzt anders werden.
Holz und Stahl
Vergangenen Montag eröffnete Geschäftsführer Johannes Hornig seine „Kaffeebar“nahe der Mariahilfer Straße: Hier können Privatkunden nicht nur die Spezialitäten-Kaffeebohnen der JOHO’s-Linie kaufen, sondern beim Rösten zusehen – die kleine angeschlossene Rösterei ist nur durch eine Glaswand vom Gastbereich getrennt. Architekt Chieh-shu Tzou setzt für die Mischung aus Rösterei und Kaffeehaus auf Stahl und Holz und damit für einen Mix aus kalten und warmen Elementen.
Neben WLAN sind bei den Tischen (35 Sitzplätze) USBSteckdosen und Wireless-Ladestationen für iPhones angebracht. Auf der Getränkekarte stehen Trends wie „Cold Brew Licor 43“oder „Nitro Coffee“: Dabei handelt es sich um einen mit Stickstoff angereicherten Kaffee, der aus der Zapfanlage kommen wird. In Kooperation mit dem Wiener „Mehlspeis-Labor“gibt es Snacks.
Ohne Zwischenhändler
Mit dem neuen Geschäftsmodell schafft Hornig den Spagat zwischen Verkauf und Kaffeevermittlung – Baristas klären über die neuesten Trends auf und beraten vor Ort: „Meine Vision und mein Ziel ist, dass wir die modernste Kaffeemarke Österreichs werden. Die Kaffeebar ist der nächste Schritt.“Der steirische Unternehmer hat sich auf Direct Trade spezialisiert, hierbei werden die Kaffeebohnen direkt von den Bauern ohne Zwischenhändler bezogen: „Dass es den Menschen in den Anbaugebieten und auch der Umwelt gut geht, hat für uns oberste Priorität. Daher überzeugen wir uns selbst und lernen die Bauern kennen. Denn wir wollen auf Augenhöhe mit unseren Partnern zusammenarbeiten.“
Im Jahr 2016 betrug der Unternehmensumsatz 16,8 Mio.€, ein Plus von 14,3 Prozent: Zum Wachstum trug u. a. der Launch von in Flaschen abgefülltem Cold Brew bei – ein Filterkaffee, der im Lebensmitteleinzelhandel erhältlich ist und kalt getrunken wird.