Die dritte Welle schwappt übers Land
Marktzahlen. Filterkaffee ist gar nicht gestrig, Barista-Kurse sind hoch im Kurs
Bei drei von vier Österreichern geht morgens ohne Kaffee rein gar nichts. Mit der ersten Tasse ist der Tagesbedarf noch lange nicht gedeckt, belegen die Zahlen des Österreichischen Kaffeeund Teeverbandes. Demnach trinken die Österreicher knapp drei Tassen am Tag und spielen damit in der internationalen Oberliga. Nur die Skandinavier konsumieren noch mehr Kaffee.
Glaubt man den Zahlen der Marktforscher von GfK, haben die meisten Österreicher sogar mehr als eine Kaffeemaschine zu Hause. 42 Prozent nennen eine Kapselmaschine ihr Eigen und weitere 33 Prozente brühen den Kaffee mithilfe eines Vollautomaten, jeder dritte hat eine Filtermaschine im Einsatz. Die gerne als hoffnungslos gestrig dargestellte Filtermaschine ist also alles andere als tot – ihr wird ein Revival vorausgesagt. Einzelne Szene-Kaffeehäuser wollen den Handaufguss wieder zur Mode zu erklären, unter der neudeutschen Bezeichnung „Pour Over“.
Jährlich werden österreichweit 1,1 Millionen 60-Kilogramm-Säcke Bohnen aufgebrüht, geht aus den Branchenzahlen hervor. In Österreich übrigens in so vielen Variationen wie nirgendwo anders, behaupten die Experten des Gourmetjournals Falstaff. Rund 40 Kompositionen haben sie auf Getränkekarten ausgemacht.
Der Trend zu regionalen Lebensmitteln macht auch vor den schwarzen Bohnen – die vor allem in Brasilien und im Vietnam geerntet werden – nicht Halt. Kleine Röstereien kommen wieder in Mode, in den Szenevierteln der Städte finden neuerdings Barista-Kurse statt, bei denen über Sorten, Röstung, Mahlgrad und die beste Zubereitungsart gefachsimpelt wird.
Experten sprechen von einer dritten Welle des Kaffees, die von San Francisco ausgehend über Skandinavien nach Mitteleuropa übergeschwappt ist. Die erste Welle spülte in den 1970erJahren Kaffee zu günstigen Preisen in die Supermärkte und machte ihn damit massentauglich. Die zweite Welle kam gut 20 Jahre später in Form von Starbucks in die Städte und brachte den Pappbecher und damit den Coffee-to-go ins Land.