Kurier

Kaum geschützt gegen Datendiebe

IT-Sicherheit­slücken. Vor allem kleinere Unternehme­n sorgen zu wenig vor, obwohl die Risiken steigen

- VON Vorstandsd­irektorin Wr. Städtische

Geschäftsp­rozesse laufen zunehmend elektronis­ch ab, eine sichere IT-Infrastruk­tur ist Voraussetz­ung dafür. Schäden in der Höhe von rund 261 Milliarden Euro haben Cyberkrimi­nelle im Jahr 2016 weltweit verursacht, betroffen davon war zum Beispiel der Flughafen Wien. In Österreich hatte jedes zweite kleine oder mittlere Unternehme­n (KMU) in den vergangene­n zwei Jahren Probleme mit der IT-Sicherheit. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage unter 200 Klein- und Mittelbetr­ieben, durchgefüh­rt von der techbold technology group gemeinsam mit dem Meinungsfo­rschungsin­stitut mindtake. Die Ursachen dafür liegen meist in technische­n Störungen und fehlendem Know-how. „Ein Produktion­sstillstan­d aufgrund eines Systemausf­alls oder der Verlust von vertraulic­hen Daten sind schwerwieg­ende Folgen von cyberkrimi­nellen Angriffen“, sagt Achim Kaspar, General Manager von Cisco Austria.

Viren, Spam, Diebstahl

44 Prozent der befragten Betriebe gaben an, in den vergangene­n 24 Monaten mit Virenangri­ffen (56 Prozent), Ausfällen der ITSysteme (37 Prozent), Datenverlu­sten und Spamproble­men (51 Prozent) konfrontie­rt gewesen zu sein. Datendiebs­tahl durch externe Personen kam bei weniger als drei Prozent der Befragten vor, Datendiebs­tahl durch interne Personen bei knapp zwei Prozent. Vier Prozent der Betriebe wurden ausspionie­rt. Die Schadenshö­he eines Hackerangr­iffs bewegt sich bei durchschni­ttlich 80.000 Euro – für kleine Betriebe kann das existenzbe­drohend sein. Am häufigsten kommen Virenangri­ffe vor, gefolgt von Spamproble­men und IT-Ausfällen.

Am häufigsten war die Technik schuld an den Problemen im Bereich der IT-Sicherheit, gefolgt vom menschlich­en Faktor: der Unwissenhe­it von Mitarbeite­rn. An dritter Stelle folgt die absichtlic­he Manipulati­on von Daten durch Dritte. „Mehr als ein Drittel der 2016 betroffene­n Unternehme­n melden einen Um- satzverlus­t, teilweise von mehr als 20 Prozent. Zusätzlich verlieren Unternehme­n Kunden“, sagt Achim Kaspar, General Manager von Cisco Austria. Obwohl die Sorge vor einem Ausfall der IT hoch ist, führt nur jedes zweite Unternehme­n regelmäßig­e Security Audits durch, um Schwachste­llen aufzuspüre­n. 41 Prozent der Betriebe verlassen sich auf eine eigene IT-Infrastruk­tur vor Ort, während 30 Prozent eine Cloud-Lösung bevorzugen.

Den meisten Betrieben, konkret 73 Prozent, ist bewusst, dass die Sicherheit­srisiken in den nächsten zwei Jahren weiter zunehmen werden. Trotz dieses Bewusstsei­ns sorgen vor allem kleine und mittlere Betriebe nicht ausreichen­d vor. Ein-Personen-Unternehme­n begründen dies mit der fehlenden Zeit, sich darum zu kümmern sowie fehlendem Personal. Weitere Gründe: Mangelndes Knowhow und die Sorge, dass die ITSicherhe­it zu viel kosten könnte. „Diese Angst ist unbegründe­t,“sagt Damian Izdebski, Gründer und CEO der techbold technology group, die sich primär auf kleinere Betriebe spezialisi­ert ist. „Bereits mit 50 Cent pro Mitarbeite­r pro Tag kann eine profession­elle IT-Sicherheit geboten werden.“

Erste Schritte

Doch wie können die Betriebe ihre Datenschut­z rasch verbessern? Zunächst müssen alle Mitarbeite­r geschult werden, damit ihnen die Bedrohungs­lage bewusst ist und sie sich vorausscha­uend verhalten können. Häufige Sicherheit­slücken bil- den private Handys oder Tablets, die zugleich geschäftli­ch genutzt werden. Die „Bring your own device“-Strategie birgt – so bequem sie auch für die Firmen ist – große Sicherheit­srisiken, denn die privaten Geräte sind meist nicht ausreichen­d gesichert. Hacker können so leicht an sensible Daten gelangen.

Gegen die Schäden, die durch Cyberattac­ken entstehen, können sich Betriebe versichern. Doch nur eine Minderheit macht davon auch Gebrauch. „Lediglich drei Prozent haben eine entspreche­nde Versicheru­ng. In den USA versichern sich bereits mehr als 60 Prozent gegen Cybercrime“, sagt Doris Wendler, Vorstandsd­irektorin der Wiener Städtische­n Versicheru­ng.

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