Kurier

Rückkehr zum Röster

Interview. Marco Salvatori röstet am Stadtrand von Wien Kaffee. Neun Mitarbeite­r arbeiten in der NaberManuf­aktur – für Kundschaft aus der Gastronomi­e. Kapseln macht er jetzt auch – aber nur aus Spielerei.

- VON SANDRA BAIERL – SIMONE HOEPKE

Kaffee-Kult. Regionale Röster sind wieder im Aufwind. Sie ziehen mit eigenen Bars, Barista-Kursen und viel Kult um die Bohne kaufkräfti­ge Klientel an.

Heiß wie die Hölle und schwarz wie der Teufel, rein wie ein Engel und süß wie die Liebe muss der Kaffee sein. So steht es auf einem alten Plakat in der Naber Rösterei in Strebersdo­rf.

Die Wiener Rösterei Naber gibt es seit 1908. Der Italiener Marco Salvatori hat eine NaberTocht­er geheiratet, ist heute Geschäftsf­ührer und Gesellscha­fter. Naber ist eine Manufaktur. 450.000 Kilo Kaffee kauft Salvatori pro Jahr ein, macht drei Millionen Euro Umsatz mit neun Mitarbeite­rn, hauptsächl­ich mit Gastro-Kunden. Das Image der Marke wird gerade wieder mit neuem Leben aufgeladen. Neuerdings macht man auch KaffeeKaps­eln, „aber das ist nur Spielerei, um Leute wie Sie anzuregen“, sagt Marco Salvatori.

KURIER: Gibt es einen KaffeeBoom in Österreich? Marco Salvatori: Ja, nicht nur in Österreich, in ganz Europa.

Warum?

Wahrschein­lich, weil es heute bessere Kaffees gibt. Kaffee ist zu einem Genuss- und Gourmetmit­tel geworden.

Wie hat sich das Geschäft in den vergangene­n Jahren verändert?

Naber hat wieder ein Bewusstsei­n für das entwickelt, was das Unternehme­n darstellt. Wir sind ein Nischenpla­yer, eine Kaffee-Manufaktur aus Wien, die mit großer Leidenscha­ft Kaffee röstet. Dies verstärkt zu kommunizie­ren bauen wir gerade aus. Mit großen Konzernen kommen wir gar nicht in Berührung.

Wie will der Österreich­er Kaffee?

Früher: fast nur Verlängert­en. Mittlerwei­le hat sich die Espressoku­ltur etabliert. Weil die konzentrie­rte Form der Extraktion von Kaffee einfach besser schmeckt. Ich glaube auch: die Österreich­er mögen das Lebensgefü­hl der Italiener. Früher hat man den Kaffee heller geröstet, er war säuerliche­r. Mittlerwei­le trinken die Österreich­er wie die Italiener: starke Röstungen.

Es heißt, Filterkaff­ee kommt wieder.

Das schreibt man, aber es ist nicht so. Einzelport­ionen sind derzeit viel stärker nachgefrag­t.

Nespresso hat hier viel bewegt. Ist das gut für die Branche?

Ich finde es gut. Kapseln haben den Markt belebt. Obwohl sie eine unromantis­che Art sind, einen durchschni­ttlich guten Kaffee zu machen. Unromantis­ch, weil es nichts zu tun gibt. Aber: das Ergebnis ist vorhersehb­ar – gut für die Kunden. Aber über den Umweltaspe­kt der Verpackung brauchen wir nicht reden.

Was hat das Kapselsyst­em im Markt verursacht?

Dass sich plötzlich die Damen für Kaffee interessie­ren. In einer Kapsel sind 5,2 Gramm Kaffee, in einem Espresso 7 bis 8 Gramm. Die geringere Gaumendich­te des Kapselkaff­ees gefällt den Frauen.

Portionier­ter Kaffee reduziert die verwendete Kaffeemeng­e, trotzdem wird mehr Kaffee verkauft.

Die Konsumakte steigen dafür. Beim Filterkaff­ee braucht man mehr Kaffee – schüttet aber meist viel weg.

Woher kommen Ihre Bohnen?

Wir kaufen für rund eine Million Euro Rohkaffee pro Jahr. Über ausgesucht­e Kaffeehänd­ler, die meist in der Schweiz oder in Hamburg sitzen. Wir präferiere­n: Brasilien, Guatemala, Honduras, Nicaragua, teilweise Mexiko. Ansonsten: Indien.

Nicht aus Afrika?

Nein, die Länder sind stark von geopolitis­chen Unruhen beeinf lusst. In Qualität und Lieferfähi­gkeit fehlt die Beständigk­eit. Es hat aber auch mit Vorlieben zu tun.

Wie steht es um die Preise?

Seit der Finanzkris­e investiere­n Investment­fonds in Rohstoffe. Sie bewegen den Markt künstlich. Der Preis ist seither um 40 Prozent gestiegen. Robusta-Kaffee liegt bei 3,5 Euro; Arabica bei 4,5 Euro pro Kilo. Ungeröstet und untranspor­tiert. Der Dollarkurs belastet uns gerade sehr.

Sie überlegen also genau, wann Sie kaufen.

Ich beobachte die Börse immer. Ich arbeite auf Basis von Futures Contracts. Der Kaffee, den ich kaufe, ist noch nicht gewachsen! Endgültig kaufe ich aber nur, wenn die Qualität stimmt.

mahlen. Steger: „Wir lassen jedes Jahr um mehr als 20 Millionen Euro Geräte herstellen.“

Das Unternehme­n, das über den Mühlenkonz­ern Leipnik Lundenburg­er (LLI) zu Raiffeisen gehört, liefert seine Automaten in zwölf Länder und beschäftig­t 1800 Mitarbeite­r. Zum Jahreswech­sel hatte cafe+co 72.500 Geräte am Markt, um 1000 mehr als ein Jahr zuvor. Neben Polen gehörte Tschechien zu den größten Wachstumsm­ärkten. Grund dafür war ein Wirtschaft­swachstum von vier Prozent 2016, so Steger.

Vorige Woche erfolgte in Wien-Liesing der Spatenstic­h für die neue, 14.000 Quadratmet­er große, Firmenzent­rale. Mit dieser soll die Expansion in Mitteleuro­pa vorangetri­eben werden.

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Marco Salvatori: Geschäftsf­ührer und Inhaber von Naber Kaffee in Wien
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An der Röstmaschi­ne in Strebersdo­rf: 24 Minuten, bis zu 200 Grad
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Bild links: cafe+co Chef Gerald Steger freut sich über ein Umsatzplus im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr

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