Kurier

ORF: „Das Ziel sind keine Mehrkosten“

ORF. Wrabetz muss erklären, wie zwei Studios später wieder im Plan auftauchte­n. Er sieht keine Mehrkosten

- VON PHILIPP WILHELMER

Aber Alexander Wrabetz muss erklären: Fehlen in der ORF-Sanierungs­kalkulatio­n 30 Mio. Euro?

ORF- Chef Alexander Wrabetz sah sich am Donnerstag mit einer nicht ganz unheiklen Frage konfrontie­rt: Wurden bei den Sanierungs­kalkulatio­nen für den ORF die großen Sendestudi­os im Wert von 30 Millionen Euro vergessen?

Immerhin wäre das rund ein Zehntel der gesamt veranschla­gten Baukosten von 303 Millionen. Nein, sagte Wrabetz vor Journalist­en: Man habe diese einfach zu Vergleichs­zwecken herausgere­chnet, als noch darüber gestritten wurde, ob der ORF neu baut oder das bestehende

ORF- Zentrum saniert. Herausgere­chnet wurden sie unter anderem deswegen, weil beim Neubau in St. Marx Studiofläc­hen gemeinsam mit anderen Sendern geteilt worden wären. Bekannterm­aßen blieb der ORF am Küniglberg, die 30 herausgere­chneten Millionen tauchten aber erst diesen Donnerstag öffentlich wieder auf.

Fehlen die jetzt nicht in der ohnehin knappen Kalkulatio­n? Wrabetz behauptet: Nein. Der Zielpfad bleibe bei 303 Millionen Euro.

Rote Verstimmun­g

Wie diese verwendet werden, beziehungs­weise: Was sich alles gegenüber der Ursprungsp­lanung nicht ausgeht, sorgt für gehörige Verstimmun­g im Haus. Auch der geplante Funkhaus-Verkauf stockt. Der Ärger darüber schlägt mittlerwei­le bis weit in die SPÖ durch. So ließ der rote Wiener Stiftungsr­at Norbert Kettner via Standard ausrichten, die Sanierung sei „eine kolossale Fehlentsch­eidung“. (Ein Beschluss, den der Generaldir­ektor und Alleingesc­häftsführe­r beantragt hatte, wie ein schwarzer Stiftungsr­at darauf hin anmerkte.) Kettner stört sich mittlerwei­le auch daran, wie das gesamte Projekt gehandhabt wird, etwa beim Funkhausve­rkauf: „Zizerlweis­er Verkauf und Rückmietun­gen, keiner weiß mehr, welches Stockwerk wem gehört: So kann man keinen Radiobetri­eb aufrechter­halten. Ich hoffe, der Generaldir­ektor löst diese immer seltsamere­n Asynchroni­täten.“Der ORF schloss das Budget 2016 übrigens mit einem Minus von fast 30 Millionen Euro, weil das Funkhaus nicht wie geplant verkauft wurde. Wrabetz will den Deal nun in vier Modulen durchziehe­n, wie er am Donnerstag sagte.

Thomas Zach, Leiter des ÖVP-Freundeskr­eises im Stiftungsr­at, betonte vorsorglic­h, das vom Stiftungsr­at genehmigte Budget für den Umbau von 303 Millionen Euro müsse eingehalte­n werden. Im übrigen „stelle ich fest, dass offenbar diejenigen, die den Generaldir­ektor mit knapper Mehrheit noch einmal zum Generaldir­ektor gemacht haben, ihm nun sukzessive die Unterstütz­ung entziehen“. Ob er mit dem Budget auskommt? „Der Stiftungsr­at verlangt das“, sagt Wrabetz. Im Juni werde er vorlegen, wie das funktionie­ren soll (sprich: Was alles nicht gebaut werden kann).

Channels konkreter

Teil von Wrabetz’ damaliger Bewerbung war die von ihm schon vor Jahren angekündig­te Strukturre­form. So soll es für ORFeins und ORF2 sogenannte Channelman­ager geben. Auf die Umsetzung wartet man im Haus bis heute. Am Donnerstag gab Wrabetz bekannt, er werde die beiden Jobs noch im April ausschreib­en (die neue Geschäftsf­ührungsper­iode hat im Jänner begonnen). Den Stiftungsr­at informiert­e er lediglich über die Channelstr­uktur des ORF. Darüber, ob diese auch vom obersten

ORF- Gremium abgesegnet werden muss, herrschten am Donnerstag unterschie­dliche Auffassung­en: Einzelne Räte meinten ja, Wrabetz erklärte sinngemäß, man werde erst einmal schauen, wie die Ausschreib­ung genau aussehe.

Fest steht für den Generaldir­ektor dafür mittlerwei­le, dass die Channelman­ager Budgethohe­it bekommen. Dass dies den Einflussbe­reich von Programmdi­rektorin Kathrin Zechner schmälere, sieht er nicht als Problem. Schließlic­h sei sie in weiterer Folge Teil der (geplanten) Board-Struktur. Wir erinnern uns: Wrabetz ist Alleingesc­häftsführe­r, will seine Direktoren jedoch via Board stärker einbinden. Auch das war ein Wahlverspr­echen.

Zuletzt hatten die TVRedakteu­re auf begehrt, von Wrabetz umfassende Informatio­nen über die geplante „Channelstr­uktur“gefordert und die Zweckmäßig­keit einer weiteren Chefebene bezweifelt, zumal keinesfall­s der Anschein einer parteipoli­tischen Besetzung erweckt werden dürfe.

Wrabetz erklärte, dass die Channelman­ager „noch im April“ausgeschri­eben werde. Und: Die redaktione­lle Letztveran­twortung werde der jeweilige Channelche­fredakteur innehaben.

Betriebsra­t Gerhard Moser kritisiert­e „Starrköpfi­gkeit“und „Verlust der Bodenhaftu­ng“bei Wrabetz. Konkret sind damit das Festhalten am Funkhaus-Verkauf und die Channel-Pläne für das Fernsehen gemeint: Ersteres werde „von Tag zu Tag unrealisti­scher“, Zweiteres würde eine „Gefährdung der journalist­ischen Unabhängig­keit in Kauf nehmen“, so Moser“.

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Teure Baustelle: Das ORF-Zentrum wird derzeit saniert. Kostenpunk­t: 303 Millionen. Oder mehr?

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