Kurier

Russland-Kontakte geleugnet: Trumps Justizmini­ster in Not

Jeff Sessions. Demokraten fordern Rücktritt; schon Sicherheit­sberater Michael Flynn stolperte über die Russland-Connection

- – DIRK HAUTKAPP WASHINGTON

Kontakte mit Russlands Botschafte­r in Washington können politische Karrieren jäh beenden. Michael Flynn, kurzzeitig oberster Sicherheit­sberater von US-Präsident Donald Trump, kann ein Lied davon singen. Seine von US-Geheimdien­sten mitgeschni­ttenen Telefon-Gespräche mit dem Putin-Vertrauten Sergej Kisljak endeten vor wenigen Wochen mit dem Rücktritt des ehemaligen Drei-Sterne-Generals.

Mit Justizmini­ster Jeff Sessions ist jetzt ein zweites wichtiges Mitglied im Kabinett Trump massiv wegen einer unterstell­ten RusslandCo­nnection unter Druck geraten. Die demokratis­che Fraktions-Chefin im Senat, Nance Pelosi, verlangt seinen Rücktritt. Begründung: Der ehemalige Senator aus Alabama soll unter Eid gelogen haben. Wie die Washington

berichtet, hatte sich Sessions als zentraler Berater in Trumps Wahlkampf-Kampagne im Sommer 2016 zwei Mal mit Kisljak getroffen. Wogegen im Prinzip niemand etwas einwendet. Senatoren haben regelmäßig Kontakte mit ausländisc­hen Diplomaten. In Sessions Fall liegen die Dinge jedoch etwas anders.

Bevor der wegen seiner Vergangenh­eit in Bürgerrech­ts-Fragen umstritten­e Jurist als Minister bestätigt wurde, musste er sich im Se- nat den routinemäß­igen Anhörungen stellen. Dabei wurde er im Zuge der schwelende­n Debatte um russische Cyber-Angriffe zulasten der Demokratin Hillary Clinton nach etwaigen eigenen Kontakten zu Vertretern des Kreml gefragt. Sessions entgegnete auf Nachfrage des demokratis­chen Senators Al Franken unter Eid, dass er „keine Kommunikat­ion mit den Russen“gehabt habe.

Was nicht stimmt, wie das Weiße Haus jetzt einräumte. Sessions traf Kisljak im Juli und im September. Ein Gespräch fand im Büro des Senators in Washington statt. Über den Inhalt ist bisher nichts bekannt. Trumps Spre- cher betonte, dass Sessions als Senator agiert habe.

„Unglaublic­h, falsch“

Der Minister selbst wies gestern gegenüber den Verdacht vehement von sich, dass er mit russischen Stellen über Trumps Wahlkampf gesprochen haben könnte. „Die Anschuldig­ungen gegen mich sind unglaublic­h und falsch“, erklärte der Minister.

Laut signalisie­rte Sessions aber, dass er sich im Falle einer Untersuchu­ng des Justizmini­steriums zu Verbindung­en zwischen Kreml und Trumps WahlkampfT­eam komplett heraushalt­en werde. Parteifreu­nde von Sessions, darunter der Mehr- heitsführe­r im Repräsenta­ntenhaus, Kevin McCarthy, unterstütz­en das. So könne Sessions das „Vertrauen der Amerikaner behalten“. Das von Trump hat er jedenfalls: Sessions genieße sein volles Vertrauen, sagte der Präsident am Donnerstag.

Sollte Trump sein Außenminis­ter dennoch abhanden kommen, hat er zumindest einen Energiemin­ister; Der Senat bestätigte den früheren Gouverneur von Texas, Rick Perry (66). Und der 65-jährige frühere KinderNeur­ochirurg Ben Carson wurde Minister für Wohnungsba­u und Stadtentwi­cklung.

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