West-Waschmittel waschen angeblich weißer
Polen, Ungarn. Die aufmüpfige Visegrád-Gruppe tagt in Warschau – geeintes Europa, geeintes Nutella.
„Wir akzeptieren keine Teilung der EU und werden eine Teilung der EU nie akzeptieren“so die polnische Premierministerin Beata Szydlo. Am Donnerstag traf sich die Visegrád-Gruppe in Warschau zu einem Vorbereitungstreffen für den EU-Gipfel in Rom am 25. März.
Die Regierungschefs von Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei haben sich so gegen ein Europa der zwei Geschwindigkeiten ausgesprochen, das vom EUKommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker favorisiert wird. (siehe Seite 7).
Glaubt man den vier Staatschefs, so ist die Teilung Europas im Bereich der Lebensmittel bereits Wirklichkeit. Produkte von westlichen Konzernen seien in den östlichen EU-Mitgliedsländern von schlechterer Qualität als bei westlichen. „Eine zweite Kategorie“seien hier die Bürger der VisegrádGruppe, so der ungarische Staatschef Viktor Orban, es gebe „doppelte Standards“.
Am kommenden Montag sollen darum die Landwirtschaftsminister der Visegrád- Staaten einen entsprechenden Arbeitsausschuss bilden, kündigte Szydlo an. Das Thema ist nicht neu. Bereits im Jahre 2015 wies die Chemische Fakultät der Prager Universität nach, das im Westen verkaufte Getränke mit Zucker, im Osten verkaufte mit künstlichen Süßstoffen versehen seien.
Untersuchungen der ungarischen Lebensmittelbehörde konnten viele Geschmacksunterschiede zu Produkten in Österreich feststellen, so beim beliebten Nutella, das in der Alpenrepublik schokoladiger schmecke. Nach Angaben der ungarischen Nachrichtenagentur MTI gibt es in der EU noch keine Rechtsgrundlage, um aufgrund von Qualitätsunterschieden bei Lebensmitteln gegen Unternehmen zu klagen. Viele Polen glauben, dass Waschmittel aus dem Westen weißer waschen als die gleichen Markenprodukte in ihren Supermärkten. Es findet ein reger Handel statt – im Netz und auf der Straße.