Kurier

„Kinkerlitz­chen“: Handwerker­bonus ist kein Thema mehr

Standortpo­litik. Wirtschaft­sminister sieht Österreich im Aufwind – Vermisst bei Vorschläge­n für EU-Zukunft „Leadership“

- HSP

Die Diskussion über das Aus für den Handwerker­bonus stößt bei Reinhold Mitterlehn­er auf Unverständ­nis: Diese 20 Millionen Euro seien „Kinkerlitz­chen“verglichen mit den zwei Milliarden Euro, die der Beschäftig­ungsbonus bewegen wird, sagte der Wirtschaft­sminister und Vizekanzle­r im Klub der Wirtschaft­spublizist­en.

Zusätzlich erspare die bereits zuvor beschlosse­ne Senkung der Lohnnebenk­osten (eine Milliarde Euro bis 2018) einem durchschni­ttlichen Unternehme­n das Monatsgeha­lt eines Mitarbeite­rs. Weil ab sofort („Bürokratie­bremse“) für jede neue Regelung oder Förderung eine alte wegfallen soll, sei der Handwerker­bonus für ihn auch „kein Verhandlun­gsthema“mehr.

Standort „im Aufwind“

2017 sieht Mitterlehn­er als entscheide­ndes Jahr für die Wettbewerb­sfähigkeit. Der Standort Österreich sei im Aufwind, aber mit Luft nach oben: „Das ist eine Never-ending-Story.“Mit den Anreizen gebe es eine „realistisc­he Chance, dass die Arbeitslo- sigkeit 2017 sinkt“. Auf der Habenseite verbucht er die Erhöhung der Forschungs­prämie von 12 auf 14 Prozent – einer der Gründe, warum Pharmaries­e Boehringer Ingelheim in Wien-Meidling investiert. Dazu kämen die neue Investitio­nsförderun­gen für Klein- bis Großuntern­ehmen. Den Vorwurf, das seien Bürokratie­monster, lässt der Minister nicht gelten: Ein Mindestmaß an Regeln sei nötig, damit nicht Geld für Scheinjobs, neue Firmenauto­s oder Grundstück­skäufe ausbezahlt wird.

Stichwort Standort: Die Entscheidu­ng des Verwaltung­sgerichts gegen eine dritte Piste für den Flughafen Wien hält Mitterlehn­er für unverhältn­ismäßig. Sonst dürfe man „keine Anschaffun­g eines Autos oder einer Kuh genehmigen, weil das auch den CO2-Ausstoß erhöht“. Der Flugverkeh­r werde ohne Landebahn nicht weniger, sondern es würden mehr Warteschle­ifen gedreht oder Bratislava angeflogen.

In Österreich würden zu viele Großprojek­te jahrelang hinausgezö­gert – siehe Lin- zer Autobahn-Westring, Lobautunne­l in Wien, dritte Piste oder Murkraftwe­rk in Graz. Die Novelle zur Umweltvert­räglichkei­tsprüfung soll eine „bessere Balance“der Interessen bringen.

Junckers „Ratlosigke­it“

Was die Zukunft der EU betrifft, hätte Mitterlehn­er sich „mehr Leadership“erwartet. Dass Kommission­schef Juncker fünf Szenarien aufzählt, vermittle eher Ratlosigke­it. Die EU verzettle sich mit kleinen Themen, löse aber die großen Probleme nicht. –

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