Zum Schreien
Grölen-Menschen. Wenn eine Band ihr Album Tol Cormpt
Norz Norz Norz nennt, dann kann man sich schon ungefähr vorstellen, was da auf die Trommelfelle zukommt. Die Schreihälse hören auf den martialischen Namen Impa
led Nazarene und sie bilden nur eine von vielen Combos, die im Grunde viel Lärm um nichts machen. Napalm Storm, Murdershock, Forgot
ten Horror oder The Jasser Arafats – die Belastung durch Schwermetaller ist in Finnland außergewöhnlich hoch.
Dass man sich freilich auch mit extremeren Klängen Gehör verschaffen kann, das haben nicht zuletzt Lordi bewiesen. Die fünf fidelen Finnen, die aussehen, als hätten sie ihren Hauptwohnsitz in der Geisterbahn, genießen nicht nur in ihrer Heimat Heiligenstatus, seit sie 2006 mit ihrem Hard Rock Hallelujah den Eurovision Song Contest gewinnen konnten.
Viele fanden’s damals lustig, andere einfach nur unerhört. Nicht viel anders verhält es sich jetzt mit dem Mieskuoro Huutajat, einem besonderen Männerchor aus Oulu, bei dem es jedem Wiener Sänger- knaben wohl die Sprache verschlagen würde. Der Mieskuoro Huutajat ist für sein breites Repertoire bekannt, die 30 Männer haben alles drauf – alles außer Singen.
Wenn die Mitglieder des Chors die Stimme erheben, dann wird gebrüllt und gerufen, gegrölt, geschrien oder zumindest aber sehr laut gesprochen. Musiziert wird unter anderem mit Megafonen und Ofenrohren, die schwarzen Krawatten, die sich jeder im Chor umbindet, gehalten in feinstem Gummi, passen perfekt ins Klang-Bild.
Das wär’ eigentlich was für den nächsten Opernball. Der Donauwalzer, frei und schrill interpretiert vom Mieskuoro Huutajat ist angeblich der letzte Schrei.