Ferruccio Furlanetto: Auch konzertant ein Don Quichotte aus dem Bilderbuch
Kritik. „Sie ist es wirklich! Die mir ein Zeichen gibt, die mich erwartet…“: Es sind die letzten Worte, die Don Quichotte von sich gibt. Ganz entrückt ist er, als er eine letzte Vision von seiner geliebten Dulcinea hat, bevor er stirbt.
Ferruccio Furlanetto ist als der von Miguel de Cervantes verewigte, verspottete Träumer und Fantast im Wiener Musikverein aber nicht nur in der Sterbeszene ergreifend sondern auch sonst bei Jules Massenets eher selten gespielter Oper „Don Quichotte“(UA 1910 in Monte Carlo) ein großer Gestalter.
Denn obwohl nur konzertant aufgeführt, kann man jede Stimmung dieser Rolle, die laut eigenen Angaben zu seinen vier Lieblingspartien zählt, auch durchaus immer darstellerisch, nachvollziehen. Sein Bass ist reich schattiert und er verfügt immer noch über ein edles Timbre.
Andrii Goniukov ist ein kerniger Sancho, der auch Witz zu versprühen vermag. Anna Kiknadze ist eine farbenreiche singende, dunkel kolorierte, teils kokette Dulcinea mit allen Höhen und Tiefen, die auch zu wunderbaren Pianissimi fähig ist.
Von den vielen kleineren Partien, die auch alle tadellos besetzt sind, stechen besonders die beiden schönstimmigen Tenöre Sergej Radchenko (Juan) und Taras Prysi- azhniuk (Rodriguez) hervor. Der Wiener Singverein (Einstudierung: Johannes Prinz) glänzt, auch mit einigen Solisten in den eigenen Reihen, mit Sangespracht und Homogenität.
Mit souveräner Umsicht und viel Animo leitet Tugan Sokhiev das Orchestre National du Capitole de Toulouse: Hier verbindet der langjährige Chefdirigent (seit 2008) feines, französisches Parfüm, romantisch verträumte Sensibilität, spanisches Kolorit und raffinierte Farbmischungen ideal mit aufrauschender Dramatik. Jubel und Ovationen für den Titelhelden!