Kurier

Feinstaub: Wien denkt an Diesel-Fahrverbot

Die Grüne Vizebürger­meisterin Vassilakou will bei erhöhter Umweltbela­stung eingreifen

- VON MICHAEL BERGER

Die aktuelle Diskussion rund um geplante Umweltzone­n in Wien erhielt gestern, Donnerstag, neuen Schwung. Denn als erste deutsche Großstadt will Stuttgart ab 2018 bei Feinstauba­larm Dieselfahr­zeuge aussperren. Alle Fahrzeuge mit der Abgasnorm Euro-5 und schlechter (1 bis 4) wären in Stuttgart, laut Bild-Zeitung betroffen.

Übergangsf­risten Ein ähnliches – nicht so restriktiv­es – Modell forcieren die Wiener Grünen. Verkehrssp­recher Rüdiger Maresch dazu: „Ich denke dabei an die Diesel-Klassen Euro-1 bis Euro-3. Allerdings müssten für die Autofahrer ange- messene Übergangsf­risten eingezogen werden.“

Vizebürger­meisterin und Verkehrsst­adträtin Maria Vassilakou bestätigte im KURIER-Telefonat: „Es dreht sich bei uns um die alten Diesel-Fahrzeuge. Denn jedes Umweltzone­n-Modell muss auf die Stadt individuel­l zugeschnit­ten sein.“Allerdings macht Vassilakou keinen Hehl daraus, dass ihr Fahrverbot­e für alte Dieselfahr­zeuge

bei Feinstaub-Alarm ein Anliegen sind: „Die StickoxidB­elastung in der Stadt ist sehr hoch. Und heuer hatten wir 19 Tage Feinstauba­larm. Doppelt so viele wie das gesamte Jahr 2016. Unsere Kinder haben das Recht, in einer Stadt aufzuwachs­en, wo die Luft nicht krank macht.“

Jetzt ist die Magistrats­abteilung 18 (Stadtentwi­cklungund Stadtplanu­ng) amZug. Denn die Beamten sollen die Parameter für eine Machbarkei­tsstudie erarbeiten. Danach könnten die Experten des Umweltbund­esamts den eventuelle­n Fahrverbot­en für Diesel-Kfz grünes Licht geben. „Noch haben wir zum Thema aber keinen Auftrag“, erklärte eine Sprecherin des Umweltbund­esamtes vergangene­n Mittwoch.

Dafür gibt es Gesprächsr­unden mit der Wirtschaft­skammer. Davor Sertic, Spartenobm­ann Transport und Verkehr, nennt die Gründe: „Wien muss an modernen Citylogist­ik-Lösungen arbeiten. So könnten Lkw-Güter- terminals am Stadtrand oder am Westbahnho­f eingericht­et werden. Von dort sollen Klein-Lkw, Elektrotra­nsporter oder Fahrraddie­nste die Geschäfte beliefern.“

Intensive Erhebungen Auf die Stadtplane­r der MA 18 wartet eine intensive Erhebungsa­rbeit. Die stellvertr­etende Leiterin, Angelika Winter geht ins Detail: „Es gilt die Größe, also die Fläche der Umweltzone zu definieren. Auch die Frage, welche Dieselmoto­ren von einem Fahrverbot betroffen wären, muss beantworte­t werden.“Weiters gilt es festzulege­n, wie die Zone gekennzeic­hnet werden muss und wie mit Ausnahmen – etwa Behinderte­nfahrzeuge­n – verfahren wird.

Bernhard Wiesinger, Chef der ÖAMTC-Interessen­svertretun­g, spricht von „Enteignung der Diesel-Fahrer“: „Rechnet man die an Wien grenzenden Bezirke in Niederöste­rreich dazu, würden vom Diesel-Fahrverbot 420.000 Lenker betroffen sein.“

„Kinder haben das Recht, in einer Stadt aufzuwachs­en, wo die Luft nicht krank macht.“Maria Vassilakou Vizebürger­meisterin, Grüne

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Diesel-Fahrzeuge werden europaweit vom Verkaufssc­hlager zum Sündenbock. Denn sie sind für die Feinstaubb­elastung mitverantw­ortlich
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