Chaos bei Roaming-Aus
Laut T-Mobile-Chef Bierwirth bei EU-Richtlinie viele Fragen offen.
Nach jahrelangen Diskussionen soll es am 15. Juni 2017 tatsächlich so weit sein. Roaming-Gebühren innerhalb der EU sind dann Geschichte. Dass aber immer noch nicht alle Fragen restlos geklärt sind, wurde einmal mehr bei der JahresbilanzPressekonferenz von T-Mobile Austria am Donnerstag in Wien deutlich. Dazu zählen Maßnahmen, die Mobilfunker vor missbräuchlicher Verwendung schützen sollen, die komplizierte Berechnung von Datenlimits und die Gestaltung von Verträgen, die von der Richtlinie ausgenommen sind.
Tarif-Ausnahmen
So überraschte T-MobileChef Andreas Bierwirth mit der Aussage, dass Verträge und Tarife, die eindeutig nur für den nationalen Gebrauch ausgewiesen und vorgesehen sind, von der Regelung ausgenommen sind. Darunter sollen etwa Wertkarten-Tarife fallen, bei denen Daten-Roaming im Ausland schon bisher nicht möglich war. T-Mobile zufolge falle auch ein neu eingeführter SIM-Karten-Tarif darunter: Kunden, die diesen Tarif nutzen, werden also voraussichtlich auch in Zukunft nicht im EUAusland Daten nutzen können. Bei der Verwendung von SMS und Freiminuten soll es hingegen keine Einschränkungen im EU-Ausland geben.
Diese günstig gestalteten Tarife seien für preisbewusste Kunden gedacht, denen die Datennutzung im EU-Ausland nicht wichtig sei, so Bierwirth. Ob die EU-Verantwortlichen dieser Argumentation folgen werden, die auch Wertkartentarife anderer Hersteller betrifft, bleibt abzuwarten. Klar ist bereits, dass Telefonie-Minuten und SMS 1:1 auch im EU-Ausland ohne Gebühren verwendet werden dürfen, während die Datennutzung beim Roaming nach einem komplizierten Schlüssel gedeckelt wird. Auch dieser steht noch nicht fix fest, was die Mobilfunker wenige Monate vor Einführung einigermaßen in der Luft hängen lässt.
Ein weiteres Problem für die Mobilfunker: Um Missbrauch zu verhindern, etwa wenn Kunden aus anderen Ländern beispielsweise im Mobilfunk-Billig-Land Österreich eine SIM kaufen und diese dann ausschließlich in teureren Mobilfunkländern nutzen, soll das Roaming auf vier Monate im Jahr beschränkt sein. Derzeit ist laut T-Mobile aber weder geklärt, ob es dabei um eine durchgehende Zeitspanne oder zu- sammengerechnete Tage gehe. Ungelöst sei auch das Thema der nicht registrierungspflichtigen Wertkarten. Das öffne dem beschriebenen Missbrauch Tür und Tor.
Autos als Geschäft
Mit 855 Millionen Euro legte der Umsatz von T-Mobile Austria im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent zu. Dieser Erfolg war aber hart erkämpft. Denn im gleichen Zeitraum stagnierte das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) bei 117 Millionen Euro. Punkten will T-Mobile heuer mit mobilem Breitband, dass sich durch den schnellen Funkstandard LTE gerade auch am Land als ernstzunehmende Alternative zu Festnetz-Internet etabliert hat. Eigenen Angaben zufolge verkaufte T-Mobile im Vorjahr bereits mehr Router als Smartphones an seine Kunden.
Zukunftsträchtig ist auch der relativ neue Bereich von in Maschinen und Autos verbauten SIM-Karten. Eine halbe Million davon hat T-Mobile mittlerweile verbaut, diese Zahl soll bis Jahresende sogar verdoppelt werden. „Jeder neue BMW in Europa hat eine österreichische SIMKarte von uns eingebaut“, unterstrich Bierwirth den grenzüberschreitenden Erfolg des Unternehmens.