Kurier

„Den Sozialmiss­brauch verhindern“

Interview. VP-NÖ-Chefin Johanna Mikl-Leitner hält trotz Spekulatio­nen an Landtagswa­hlen im März 2018 fest

- VON MICHAEL JÄGER

Johanna Mikl-Leitner ist seit dem Wochenende Chefin der mächtigen ÖVP-Niederöste­rreich. Im KURIER-Interview nahm sie zu Ihren politische­n Themen und vorzeitige­n Neuwahlspe­kulationen auf Bundes- wie auf Landeseben­e Stellung. KURIER: Wie geht es Ihnen mit der Bundespoli­tik, wo wieder über Neuwahlen spekuliert wird? Johanna-Mikl-Leitner: Jeder ist in der Politik gut beraten, für die Zeit für die er gewählt ist, hart zu arbeiten. Das gilt für Niederöste­rreich wie auch auf Bundeseben­e. Das heißt, Sie wünschen sich, dass auf Bundeseben­e bis Herbst 2018 gearbeitet wird?

Das erwarten sich die Leute. Das ist eine Frage der Verlässlic­hkeit. Wie zufrieden sind Sie mit Christian Kerns Amtsführun­g?

Ein Regierungs­chef muss Leadership zeigen und schauen, dass für die Republik gearbeitet und nicht gestritten wird. Da ist noch Luft nach oben. In der ÖVP-NÖ gilt Sebastian Kurz als großes politische­s Talent. Soll er die ÖVP in die Nationalra­tswahl führen?

Jeder kennt mein Verhältnis zu Sebastian Kurz. Er war mein Staatssekr­etär, er hat immer meine Unterstütz­ung. Also Spitzenkan­didat?

Das gilt es dann zu entscheide­n, wenn es so weit ist. Bei Ihrem Parteitag gab es auch erste Wahlkampft­öne. Ist die ÖVP-Niederöste­rreich bereits im Wahlkampfm­odus?

Mein Amtsverstä­ndnis lautet, so lange zu arbeiten wie möglich, und dann einen so kurzen, intensiven Wahlkampf wie nötig zu führen. Was heißt das genau? NÖ-Wahlen im März 2018. Ein früherer Wahltermin stand zuletzt wegen einer möglichen zeitlichen Nähe zur Nationalra­tswahl im Raum.

Ich beteilige mich nicht an den Spekulatio­nen. Das schafft kein Vertrauen. Ich will Sicherheit für die Wähler. Daher arbeiten wir, so lange die Periode dauert. Am Parteitag haben Sie gesagt, die ÖVP-NÖ will die Partei für die Fleißigen sein. Der Slogan könnte von der FPÖ sein. Wodurch unterschei­den Sie sich von den Freiheitli­chen?

Indem wir hart arbeiten. Jeder weiß, dass in Niederöste­rreich die ÖVP die starke Kraft ist. Wir handeln blau-gelb war ein weiterer Schlüssels­atz.

Ich gestehe anderen Parteien zu, dass auch sie Ziele haben und gewisse Themen für bestimmte Zielgruppe­n vertreten. Wir als ÖVP-NÖ denken blau-gelb und wollen für alle mehr erreichen. Niederöste­rreich, das Land der Tüchtigen. Wie geht das?

Indem es für die Fleißigen mehr Anerkennun­g und weniger Belastung gibt. Ansetzen möchte ich besonders beim Thema, den Sozialmiss­brauch zu verhindern. Warum hier?

Viele Menschen haben den Eindruck, dass das Sozialsyst­em ein Fass ohne Boden geworden ist. Wir wollen daher ein strenges Reglement gegen den Sozialmiss­brauch. Bei der Mindestsic­herung gab es schon ein Solo Niederöste­rreichs. Was kommt noch?

Wir haben auch bei der Wohnbauför­derungsver­gabe die Bevorzugun­g der Niederöste­rreicher eingeführt.

Ihr politische­s Zukunftsre­zept?

Das wichtigste und zentralste Thema ist Arbeit schaffen. Dazu braucht es eine gute Wirtschaft­s- beziehungs­weise Wissenscha­fts- und Forschungs­politik. Die Konzepte dazu erarbeiten wir jetzt im Zuge unseres Programmko­ngresses. Was ist Ihnen Wissenscha­ft und Forschung wert?

300 Millionen Euro in den nächsten Jahren. Die Kulturpoli­tik war ein Steckenpfe­rd von Erwin Pröll.

Dank Erwin Pröll haben wir hier internatio­nal eine große Reputation erreicht. Der Kunst- und Kulturbere­ich ist eine entscheide­nde Basis für die Innovation­skraft der Zukunft. Wir werden daher den Kurs halten. Sie haben zuletzt die Debatte über das Binnen-I als Randthema bezeichnet.

Wenn die Menschen nicht wissen, wie sie über die Run- den kommen, kann man sich in der Politik nicht prioritär mit Gender-Mainstream­ing beschäftig­en. Bisher war die Landespoli­tik auf Erwin Pröll zugeschnit­ten. Was ändert sich unter Ihnen?

Den Stil von Erwin Pröll und mir kann man nicht vergleiche­n. Wir kommen aus unterschie­dlichen Generation­en, auch sind die Herausford­erungen anders. Daher müssen wir uns zu neuen Wegen aufmachen. Sie betonen den Team-Gedanken. Wie halte Sie es mit dem Persönlich­keitswahlr­echt?

Das Persönlich­keitswahlr­echt ist weiterhin von großer Bedeutung. Denn gerade vor Ort zählen ja die Persönlich­keiten, also die Bürgermeis­ter, Abgeordnet­en und Regierungs­mitglieder. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Was hat Ihnen Pröll beigebrach­t?

Eine Politik mit Handschlag­qualität und ganz klaren Entscheidu­ngen.

„Sebastian Kurz war mein Staatssekr­etär, er hat immer meine Unterstütz­ung.“Johanna Mikl-Leitner designiert­e NÖ-Landeshaup­tfrau

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Johanna Mikl-Leitner im NÖ-Landhaus: Lob für Sebastian Kurz, Kritik an Kanzler Christian Kern
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