Kampf um Futternapf: Händler rüsten auf
Tierfutter. 590 Mio. Euro Umsatz in Österreich
Alles für den Hund und die Katz’: Mit Tierfutter werden in Österreich 590 Millionen Euro pro Jahr umgesetzt – die rund 1,6 Millionen Katzen und 700.000 Hunde haben schließlich kräftigen Appetit. Ausgaben für Accessoires wie Halsband, Leine oder Kratzbaum sind da noch gar nicht eingerechnet. Das Geschäft ist hart umkämpft: Neben Supermärkten, Drogerieläden und Bau- häusern, die mit Kampfpreisen für Tierfutter werben, drängen Online-Anbieter in den Markt. Die Spezialisten rüsten sich nun mit ServiceAngeboten. Marktführer Fressnapf eröffnet Hundesalons und bildet Berater für verhaltensauffällige Tiere aus. Aktuell stark im Trend sind übrigens kleine Hunde (Mops & Co.) und große Katzen (Maine-Coon).
Am liebsten holen sich die Österreicher einen Hund oder eine Katze ins Haus. Branchenschätzungen zufolge sind landesweit 1,6 Millionen Katzen und 700.000 Hunde unterwegs. Tendenziell werden immer mehr kleine Hunde und große Katzen gekauft. Der Mops und die MaineCoon-Katze sind also gerade in Mode. Gemeinsam mit ihren Artgenossen halten sie nicht nur ihre Halter, sondern eine ganze Industrie auf Trab. Allein der Futtermarkt ist in Österreich geschätzte 590 Millionen Euro schwer, dazu kommen Ausgaben für diverses Zubehör vom Hundehalsband mit Blinklicht bis zum Kratzbaum.
Fressnapf, mit 124 Standorten und zusätzlich fünf Megazoo-Filialen die Nummer eins am österreichischen Heimtiermarkt, macht etwa 80 Prozent des Umsatzes mit Hunde- und Katzenhaltern. Im abgelaufenen Geschäftsjahr waren es 156,6 Millionen Euro, ein Plus von sieben Prozent. Gekauft wird verstärkt Spezialfutter, weiß Österreich-Chef Hermann K. Aigner. Denn immer mehr Tiere hätten Unverträglichkeiten und Allergien – oder zumindest einen Halter, der sich mit diesen Themen eingehender beschäftigt.
Spezialfutter
Überhaupt sind viele Ernährungsthemen am Tierfuttermarkt angekommen. Der Trend gehe hin zu „naturnahem“Futter, also wenig Zusatzstoffe und Chemie. Fressnapf hat sogar Packungen im Angebot, dessen Herkunft man bis in die Produktion rückverfolgen kann. Groß eingeschlagen hat dieses Angebot allerdings aber noch nicht. „Wir hatten in zwei Jahren nicht eine Anfrage dazu“, gibt Aigner offen zu.
Das Geschäft mit Katzenund Hundefutter ist hart umkämpft. Supermärkte und Drogerieläden locken mit Multi-Pack-Aktionen, Bauhäuser weiten das Sortiment aus, zudem drängen Onlinehändler mit Kampfpreisen in den Markt.
Friseur für den Hund
Fressnapf will mit neuen Services gegensteuern. „Im Vorjahr haben wir die ersten beiden Hundesalons eröffnet, ich könnte mir vorstellen, dass wir in fünf Jahren 20 haben“, kündigt Aigner an. Bei der Entwicklung der Salons habe eine mehrfach ausgezeichnete Hundefrisörin geholfen, betont der FressnapfChef, der sich noch weitere Experten ins Haus holt.
Testweise lässt er nun auch Mitarbeiter zu „Katzenexperten“ausbilden, die Kunden mit verhaltensauffälligen Tieren beraten sollen.
„Service-Leistungen sind ein wichtiges Zukunftsfeld für uns“, ist Aigner überzeugt. Dem Vormarsch der Onlinehändler will er aber nicht tatenlos zusehen. „2018 wollen wir auch im Onlinehandel starten.“Schon allein, weil in den Filialen längst nicht mehr das gesamte Angebot abgebildet werden kann. Bei der Expansion in weitere Läden steht er aber auf der Bremse. Möglichkeiten sieht er vor allem in Städten – kürzlich ist Fressnapf etwa in eine ehemalige Bankfiliale in der Wiener Hütteldorfer Straße eingezogen. Es gehe aktuell aber mehr um die Modernisierung bestehender Märkte.
Die deutsche FressnapfGruppe ist laut eigenen Angaben die Nummer eins in Europa. Die 1400 Fachmärkte in elf Ländern haben zuletzt einen Gruppenumsatz von 1,8 Milliarden Euro erwirtschaftet. Ein Großteil des Futterumsatzes liefern Eigenmarken ab – also Packungen, die die Industrie eigens für Fressnapf produziert.