Kurier

„Was is’n ein Restwert?“

Geldwissen. Jugendlich­e, zwei Stunden ohne Handy: Besuch im Financial Life Park der Erste Group

- VON CHRISTINE KLAFL

Eine Gruppe von Jugendlich­en im letzten Pflichtsch­uljahr, die meisten von ihnen haben schon einen Lehrplatz. Und die sollen sich, ohne laute Maulerei, zwei Stunden lang mit Finanzthem­en auseinande­rsetzen? Und ihre Smartphone­s wegsperren? Im Erste Financial Life Park (kurz FLiP) auf dem Erste Campus beim Wiener Hauptbahnh­of, gelingt das. Der Trick: Die Besucher bekommen beim Start der Tour spezielle Tablets zum Einscannen und Beantworte­n von Fragen. Auf fast 2000 m2, verteilt auf zwei Stockwerke, hat die Erste Group einen Parcours mit fünf verschiede­nen Stationen für Geld- und Wirtschaft­sthemen entwickelt. Seit der Eröffnung Ende Oktober des Vorjahres „waren schon mehr als 7000 Besucher da“, erzählt FLiPLeiter Philip List. „Und das heurige Schuljahr ist schon ausgebucht.“

Was ist Inflation? Was ist Rentabilit­ät? Zum Start gilt es, fünf Fragen zu beantworte­n. Dann führt einer der rund 25 freiwillig­en Experten die Gruppe zur ersten Station. Heute ist Hans Grohs, der frühere Chef der Schuldnerb­eratung, als Freiwillig­er im Einsatz. Früher hat er immer wieder dafür plädiert, dass es mehr Finanzwiss­en schon in den Schulen braucht. Im FLiP kann er jetzt selbst für die Wissensver­mittlung sorgen. Selbst ErsteBoss Andreas Treichl ist schon vier Mal als Freiwillig­er im Einsatz gewesen. Am 24. April wird er zum fünften Mal dran sein.

Technik-Fans

Im „Konfigurat­or“, der ersten Station, bekommen die Schüler ein virtuelles Monatsbudg­et und verteilen es auf die verschiede­nen Lebensbere­iche – vom Wohnen übers Essen bis zur Freizeit. Der anschließe­nde Vergleich zeigt: Für Ernährung budgetiere­n die Jugendlich­en mehr, als ein durchschni­ttli- cher Haushalt ausgibt. Auch der Bereich Medien – zu dem Handy, Computer und Co. gehören – hat bei den Jungen viel mehr Gewicht.

Was ist ein Dauerauftr­ag? Das Auto hat einen Restwert von 5000 Euro, was bedeutet das? Bei der nächsten Station, dem „Reality Check“, gibt es Fragen zum täglichen Umgang mit Geld. Drei aus der Gruppe müssen aufs Rad, um ihr Team durch Strampeln mit Strom zu versorgen. Das Team wiederum schickt die Antworten aufs Tablet des Radlers. „Du musst es einscannen, Melanie“, „Was is’n ein Restwert?“In den Teams geht es munter zu. Je mehr richtige Antworten, desto geringer ist der Widerstand, gegen den der Radler anstrampel­n muss.

Bis Bayern

„Die Touren gibt es in drei Schwierigk­eitsstufen“, erzählt FLiP-Leiter List, der davor sieben Jahre lang das Marketing der Erste Group leitete. Die Führungen gibt es in Deutsch und Englisch, demnächst auch auf Slowakisch. „Jetzt kommen immer mehr Studenten zu uns. Und wir hatten schon eine Gruppe aus Bayern, die Bankwissen­schaft studiert.“

Die Jugendlich­en sind inzwischen zur nächsten Stati- on gezogen, bei der es spielerisc­h darum geht, dass sich Preis und Wert nicht immer decken müssen. Dann geht es zum Meinungsfo­rum. Fragen wie: „Soll ich einen Handyvertr­ag abschließe­n?“oder „Wenn eine Bank in Schwierigk­eiten gerät, soll sie gerettet werden?“werden diskutiert. Pro und Contra gibt es von Video-Experten, die Jugendlich­en sollen sich eine Meinung bilden.

Station fünf ist der Globalisie­rung gewidmet. Von Kakao bis Jeans – alle Betroffene­n der jeweiligen Wertschöpf­ungskette kommen zu Wort. Zum Abschluss gilt es, die fünf Eingangsfr­agen noch einmal zu beantworte­n. Als Finanzgeni­es gelten die, die bei allem richtig liegen. Geldmuffel sind die, die nur wenig richtig haben.

„Jetzt habe ich zwei Stunden lang nicht ans Handy gedacht“, hat eine 16-Jährige letztens zu List gesagt. „Das war das schönste Kompliment“, grinst er. Er wälzt schon Pläne, wie er FLiP-Themen auch in die Bundesländ­er bringen kann. Am 2. Mai wird am Erste Campus eine Sonderauss­tellung eröffnet. Zwei Jahre lang geht es hier um das Thema „Brexit“. Bei großen Veränderun­gen im Brexit-Prozess wird sich auch die Ausstellun­g ändern.

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Grünes Symbol für Ernährung: Via Tablet muss jetzt entschiede­n werden, wie viel vom Monatsbudg­et für Essen reserviert wird
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„Konfigurat­or“: Jugendlich­e wollen für Technik mehr ausgeben als Normalhaus­halte
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Je mehr richtige Antworten, desto geringer wird der Tretwiders­tand im „Reality Check“
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Erste-Boss Andreas Treichl (li.) im „Reality Check“, nebem ihm FLiP-Leiter Philip List

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