Das Lachen bleibt im Halse stecken
Theaterförderung. Sonderbare Entscheidungen, die man nicht einfach hinnehmen kann.
Im Februar 2016 sagte Anna Badora, Direktorin des Wiener Volkstheaters, die Uraufführung von „Homohalal“ab. Nun wurde Ibrahim Amirs beinharte Flüchtlingskomödie in Dresden realisiert. Der Autor, der seit 2004 in Wien lebt, änderte die Ortsnamen ab, das Thema aber blieb die Homophobie: Auf einer Trauerfeier treffen sich nach 20 Jahren ehemalige Flüchtlinge und ihre einstigen Helfer, schon bald brechen gröbere Konflikte aus.
Die Uraufführung im Kleinen Haus des Dresdner Staatsschauspiels wurde, so die dpa, „umjubelt“. Es gibt Seitenhiebe auf die asyl- und islamfeindliche Pegida-Bewegung, Filmsequenzen von brutaler Gewalt aus der Heimat von Flüchtlingen werden mit Szenen ausländerfeindlicher Übergriffe gemischt: „So bleibt dem Betrachter bei der ,Komödie‘ oft das Lachen im Halse stecken.“
Und im Volkstheater? Der Spielplan für den Mai ist erstaunlich. Im Haupthaus werden an den insgesamt 31 Tagen gerade einmal 17 Vorstellungen mit Eigenproduktionen zu sehen sein. Statt zu spielen, lukriert man lieber Mieteinnahmen.
Bleiben wir bei Amir. Beziehungsweise: Kommen wir zu den Wiener Wortstaetten, die ab 2018 keine Konzeptförderung erhalten sollen. Wie berichtet, haben Autoren und Dramatiker einen Aufruf gestartet. Als „herausragendes Beispiel“für die Wichtigkeit dieses Theaterlabors führt Gerhard Ruiss „Habe die Ehre“von Amir an: Das im Rahmen der Wiener Wortstaetten entwickelte Stück wurde in mehrere Sprachen übersetzt und in mehreren Ländern (Deutschland, Dänemark, Norwegen, demnächst USA und England) aufgeführt. Zudem erhielt die Produktion 2013 den Nestroy-Preis. Aber auch andere namhafte Autoren wie Julya Rabinowich, Ewald Palmetshofer oder Dimitré Dinev hätten mit Hilfe der Wiener Wortstätten entscheidende Entwicklungsschritte in ihrer Karriere machen können.
Hans Escher und Bernhard Studlar, die Gründer der „Stückentwicklungseinrichtung“, nahmen nun auch selbst Stellung: „Wir haben aus der Zeitung erfahren, dass wir nicht mehr für förderungswürdig erachtet und gefördert werden. Nach zwölf Jahren kontinuierlicher Unterstützung. Mit vier dürren begründungslosen Zeilen hat man uns in einem anschließend zugestellten Schreiben den Förderungsabschied gegeben. Das lässt Raum für Interpretationen. Man könnte auch meinen, die Leistung der Wiener Wortstaetten sei nicht ausreichend gewesen.“Dies wollen die beiden „nicht einfach hinnehmen“– und sie führen all ihre Aktivitäten an: Mit mehr als 40 Autoren wurden Stücke erarbeitet, man kooperiert mit Theatern und Stückemärkten in ganz Europa, man führt Schreibwerkstätten und Schultheaterprojekte mit mehrheitlich mi- grantischen Jugendlichen durch. Ob die Kulturpolitik doch noch ein Einsehen hat? Andrea Ecker wechselte als Kabinettsdirektorin zu Bundespräsident Alexander van der Bellen. Die Leitung der Kunst- und Kultursektion wurde daher neu ausgeschrieben. Seit dem letzten Mal kam es bei den Anforderungen zu erstaunlichen Abänderungen. Mit einem abgeschlossenen Studium der Geisteswissenschaften – wie noch vor zwei Jahren – darf man sich nicht mehr bewerben: Nur Wirtschaft oder Jus zählen. Die soziale Kompetenz ist nicht mehr so entscheidend (Gewichtung 20 statt 30%), die Erfahrung in der Zusammenarbeit mit der Politik und dem Kulturmanagement aber umso mehr (20 statt 10%). Bewerbungsfrist: 11. April.
thomas.trenkler@kurier.at