Letzte Chance für Rapid-Trainer
Rapid. Der von einer Agentur betreute Coach zeigt sich weichgespült
Damir Canadi schlägt sanfte Töne an und sitzt im Cup-Viertelfinale gegen St. Pölten auf der Bank.
Rapid präsentierte sich auch in St. Pölten wie ein Abstiegskandidat. Lediglich für 30 Minuten in der ersten Hälfte war Fußball mit Witz und Ambition zu sehen. Eine große Veränderung war hingegen bei Damir Canadi festzustellen. Nach einer Kopfwäsche durch die Führungsetage während der Länderspielpause präsentierte sich ein weichgespülter Cheftrainer.
Vor der Partie hatte Canadi erstmals von eigenen Fehlern gesprochen, nach dem 1:1 gab er sich einsichtig. Hintergrund: Der 46-Jährige hat Rapid zugesichert, sich künftig gegenüber Spielern, Mitarbeitern, Vorgängern und Medienvertretern umgänglicher im Auftritt und respektvoller im Ton zu präsentieren. Beleidigungen sind generell zu unterlassen.
Kurios am Auftritt als „neuer Canadi“ist, dass der Ex-Altacher schon seit einem Jahr für den Facebook- Auftritt durch eine externe Sportmarketing-Agentur betreut wird. Deren Kunden wird versprochen, „durch authentisches Storytelling positiv in der Öffentlichkeit positioniert zu werden“. Dazu passt Canadis Mantra („Ich bin authentisch“), weniger hingegen ein seit drei Wochen aggressiv gestaltetes Twitter-Profil. Die Begrüßung lautet: „Wen ich mag, der weiß es. Wen ich nicht mag, der spürt es.“Anpassungen sind nötig, um wieder an einer „einheitlichen Markenbotschaft“basteln zu können. Mit dem Präsidenten gibt es dafür sogar bei Rapid einen Experten als Ansprechperson.
Vom zweiten zentralen Kritikpunkt – dass die forcierte Spielanlage nicht zur Ausrichtung des Kaders passt – hat Sportdirektor Bickel den Trainer exkulpiert: „Es liegt nicht am System.“
Das 1:1 (Hartls Stangentreffer in Minute 87 sei Dank) gibt dem Wiener die Chance, beim Wiedersehen mit dem SKN am Mittwoch die Wende einzuleiten. Der Strohhalm „Cup-Viertelfinale“muss ganz schön viel aushalten.
„Ried nicht schlechter“
Entspannung ist nicht in Sicht – am Samstag wartet Ried. Welcher der drei Konkurrenten im Abstiegskampf wird von St. Pölten am stärksten eingeschätzt? Manager Blumauer sagt: „Den besten Eindruck hat Mattersburg hinterlassen. Ried war, obwohl wir 1:0 gewonnen haben, auch nicht schlechter als Rapid.“SKN-Trainer Fallmann antwortet diplomatisch: „Der härteste Konkurrent im Abstiegskampf sind wir selbst. Es liegt nur an uns.“