Kurier

8219 Euro Tagesmiete für sinnlose Zelte

Grenzmanag­ement. Seit einem Jahr kam kein Flüchtling in Spielfeld an. Doch Zelte und Conatiner bleiben

- VON ELISABETH HOLZER

Seit einem Jahr hat kein Flüchtling mehr das Grenzmanag­ement in Spielfeld betreten.

Ein Schweizer General war vergangene Woche da, Anfang März einige Journalist­en. Mehr ist nicht los im „Grenzmanag­ement“Spielfeld: Am 6. März 2016 kamen die letzten Flüchtling­e. Seither mutiert das auf bis zu 6000 Menschen ausgelegte Zeltlager zum Geisterdor­f.

Einem teuren: Rund drei Millionen Euro kostet es pro Jahr − 8219 Euro täglich.

Unbefriste­te Miete für Zelte, rund 50 mobile Toiletten und Container, in denen − verwaiste − Büros untergebra­cht sind. Wie viel die einzelnen Posten ausmachen, ist unbekannt. Oder anders: Das wird der Öffentlich­keit nicht bekannt gegeben. „Wir geben keine Auskünfte über die Gebarung der Landespoli­zeidirekti­on“, kommentier­t Sprecher Fritz Grundnig.

Das „Grenzmanag­ement“fällt in die Zuständigk­eit der steirische­n Polizei und in deren Budget. Für Medien werden aber keine Budgetpost­en herausgere­chnet. „Das müssen wir nur für den Rechnungsh­of oder bei parlamenta­rischen Anfragen machen.“

Die Tafeln sind weg

Die letzte diesbezügl­iche Anfrage an das Innenminis­terium stammt vom August. Demnach beliefen sich die Kosten für das erste Halbjahr 2016 auf 1,7 Millionen Euro. Viel weniger wird es seither nicht geworden sein. Denn bis auf die elektronis­chen Anzeigetaf­eln und zwei der früher zehn Zelte ist das gesamte Equipment noch da.

Wenigstens die zusätzlich­en Personalko­sten von rund 500.000 Euro pro Monat für das leere „Grenzmanag­ement“sind gestrichen: Es gibt seit Juni 2016 kein eigenes Personal mehr im „Grenzmanag­ement“. Anfangs taten bis zu 110 Polizis- ten dort Dienst. Heute haben jene Beamte, die die Grenzkontr­ollen durchführe­n, ein wachsames Auge darauf. Schließlic­h sind auch noch sämtliche Computer und Fingerabdr­uckscanner vor Ort. Sie gehören dem Bund, ebenso wie der umstritten­e Grenzzaun: Zunächst um 300.000 Euro für sechs Monate gemietet, wurde er später um 170.000 Euro erworben.

Abbauen kommt aber weder für die Polizei noch für ÖVP-Bürgermeis­ter Reinhold Höflechner in Frage. „Das geht auf keinen Fall, bevor nicht in Europa eine Lösung für die Flüchtling­sfrage gefunden wird“, betont der Kommunalpo­litiker. „Wenn ein Land auf der Balkanrout­e sagt, wir lassen wieder alle durch, dann stehen die Leute wieder bei uns.“

Auch die Polizei untermauer­t: Behalten sei notwendig. „Es muss immer darauf Bedacht genommen werden, wie schnell die Infrastruk­tur andernfall­s wieder zur Verfügung stehen kann“, betont Sprecher Grundnig.

Spielfeld war zwar das erste, blieb aber nicht das einzige „Grenzmanag­ement“. Es folgten Nickelsdor­f im Burgenland und Brenner in Tirol; in Kärnten wurde eines vorbereite­t. Alev Korun, Nationalra­tsabgeordn­ete der Grünen, wollte vor Kurzem wissen, was alle „Grenzmanag­ements“2016 kosteten: 91 Millionen Euro, teilte Innenminis­ter Wolfgang Sobotka, ÖVP, mit – 50 Millionen Euro davon Personalko­sten. Korun vergleicht das mit dem Budget für Integratio­nsmaßnahme­n des Bundes: 35 Millionen Euro. „Selbst wenn man 20 Millionen für Sprachförd­erung der Länder dazu rechnet, ist das weniger als das Grenzmanag­ement“, kritisiert sie. „Die Regierung zahlt für Sachen, die nicht mehr gebraucht werden.“

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Spielfeld war zwar das erste, blieb aber nicht das einzige „Grenzmanag­ement“. Abbauen werden es die Verantwort­lichen trotz Leere nicht
 ??  ?? Die letzten Flüchtling­e kamen im März 2016 in Spielfeld an. März 2017: „Grenzmanag­ement“steht leer
Die letzten Flüchtling­e kamen im März 2016 in Spielfeld an. März 2017: „Grenzmanag­ement“steht leer
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