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EU-Kommission bereitet Brief an Kern vor: „Verpflicht­ungen sind einzuhalte­n“

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Abfuhr aus Brüssel. Der Brief von Kanzler Christian Kern an EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker, wonach Österreich aus der Flüchtling­saufteilun­g in Europa vorerst ausgenomme­n sein will, sorgt für Betriebsam­keit zwischen Wien und Brüssel.

Laut Auskunft der EUKommissi­on am Montag in Brüssel bereitet Juncker eine Antwort „auf gleichem Level“(soll heißen: auch einen Brief) vor. Wann der Brief abgeschick­t wird, weiß die Kommission noch nicht.

Wie der KURIER erfuhr, könnte es vor dem Brief noch ein Treffen zwischen Kern und Juncker geben. Auf der Tagung der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) in Malta letzte Woche wurde kolportier­t, Juncker habe Kern vom Briefschre­iben abhalten wollen, um zu vermeiden, dass die EU-Kommission dem österreich­ischen Kanzler eine offizielle, brief liche Absage erteilen muss. Kern habe dennoch den Brief geschriebe­n. Das Kanzleramt bestätigt diesen angebliche­n „Wink“Junckers nicht.

Inhaltlich zeichnet sich eine Abfuhr für das KanzlerAnl­iegen ab. Am Montag lautete die Stellungna­hme der EU-Kommission, „alle Mitgliedss­taaten müssen sich an Vereinbart­es halten und ihre politische, moralische und rechtliche Pf licht erfüllen.“

Das ist im übrigen genau jene Wortwahl, die auch der EU-Kommissar für Migration, Dimitris Avramopoul­os, auf dem EVP-Kongress in Malta verwendete. Avramopoul­os machte kein Hehl daraus, dass Österreich sich an das Relocation-Programm halten müsse.

Demnach hat sich Österreich verpflicht­et, bis September 2017 1953 Flüchtling­e aufzunehme­n, bis jetzt haben wir keinen einzigen genommen. Der Streit entzündete sich, als Innenminis­ter Wolfgang Sobotka Italien zusagte, 50 minderjähr­ige Flüchtling­e zu nehmen. Die SPÖ legte sich quer, der Kanzler schrieb besagten Brief.

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