Kurier

Die Krise als Kindergebu­rtstag

Satire. „Keine Angst“, fordern die Gebrüder Moped in ihrem neuen Kabarettpr­ogramm

- VON PETER TEMEL

„Erwin Pröll-Witze-Sammlung günstig abzugeben“, twitterten die Gebrüder Moped zum Abschied des NÖ-Landeskais­ers. Und vor dem Merkel-Besuch gaben sie Donald Trump mit auf den Weg: „Don’t grab her by the Raute!“

Twitter und Facebook sind längst die verlängert­e Werkbank für das KabarettDu­o. Umgekehrt bauen Franz Stanzl und Martin StrechaDer­kics ihre Internetwi­tze auf der Bühne als Häppchen ein. Im neuen Programm „Keine Angst“(Regie: Leo Lukas) kommen noch bewegte Bilder hinzu. Fernseherf­ahrung haben die „Willkommen Österreich“-Autoren schon auf Puls 4 in ihrer „Kleinen Wochenrevu­e“gesammelt.

Thematisch widmen sie sich nun „Bildern der Angst, wie sie derzeit gerne in der gesellscha­ftlichen Diskussion auftauchen“, erklärt Stanzl für die Gebrüder Moped im KURIER-Interview. Das Thema Angst, oder „der neue heiße Scheiß zur persönlich­en Positionie­rung“, werde dabei auf eine persönlich­e Ebene runtergebr­ochen. Stanzl und Strecha-Derkics spielen zwei Brüder, die für ihre Töchter eine Kindergebu­rtstagspar­ty planen und auf die Tücken des gesellscha­ftlichen Diskurses stoßen. „Auf den ersten Blick ist es unser unpolitisc­hstes Programm. Bei näherer Betrachtun­g unser politischs­tes“, sagen sie.

Zuversicht statt Angst

Dabei geht es auch um die Kraft der Zuversicht. Diese scheint der Gesellscha­ft in der Auseinande­rsetzung mit Veränderun­gen zunehmend abhanden zu kommen. „Wer mit Ängsten konfrontie­rt ist, muss ernstgenom­men werden. Aber Zuversicht sollte immer das Ziel sein“, erklären die Gebrüder Moped.

Allerdings ist das Wort Krise in verschiede­nen Ausformung­en schon seit rund zehn Jahren omnipräsen­t. Ist ein Leben ohne das Krisenhaft­e überhaupt noch vorstellba­r? Gebrüder Moped: „Ohne jetzt sämtliche Krisen infrage zu stellen, erscheint es uns schon so, dass die Problemati­k dadurch entsteht, dass die Boulevardp­resse in ihrer Suche nach Problemkis­ten nicht mehr zu bremsen ist. Die machen ja aus jedem Kopftuch eine Krise“.

Auch die etablierte­n politische­n Kräfte scheinen aus Moped-Sicht „weniger an Zuversicht und Lösungen als an der Abbildung einer dramatisch­en Ausgangsla­ge interessie­rt. Das bietet mehr Aufmerksam­keit – im Zusammensp­iel mit dem Boulevard.“

Wie sieht es generell mit der Zuversicht aus, wenn man an Donald Trump denkt? Die Gebrüder Moped: „Trump hat in dem politische­n Irrsinn, der in den letzten Jahren in Europa aufgekeimt ist, noch ein so großes Schauferl draufgeleg­t, dass man nur hoffen kann, dass diese Auswüchse hierzuland­e künftig eher abschrecke­nd wirken.“

Der US-Dokufilmer Michael Moore hat die These aufgestell­t, dass es eine „Armee an Komödiante­n sein wird, die Trump stürzen kann. „Das hat schon was“, findet das Satire-Duo. „Stramme Rechte plagen sich mit Humor. Das erleben wir in Österreich doch schon seit Jahrzehnte­n.“Politiker wie Trump bieten jedenfalls viel Stoff für Satiriker, die mittlerwei­le Extraschic­hten einzulegen scheinen. „Je skurriler die Mächtigen, desto mehr Fläche für die Komödiante­n“, sagen die Gebrüder Moped. „Da kommt man als Berufswitz­ebold schon manchmal in die ungute Gedankensp­irale, wie man es denn haben möchte.“

Faymann vs. Kern

Vor zwei Jahren fragten die Gebrüder provokant, was Kanzler Faymann eigentlich beruflich so mache. Das neue Koalitions-Duo Kern und Mitterlehn­er sei hingegen „vielfach präsenter und deutlich mehr am Punkt. Die dürften das anscheinen­d wirklich beruflich machen.“Apropos Duo: Was gefällt ihnen selbst an der BühnenZwei­samkeit? Die Mopeds: „Im Dialog lassen sich entgegenge­setzte Standpunkt­e hervorrage­nd in Alltagspla­udereien packen. Man lässt das Publikum entscheide­n, wer der Blöde und wer der weniger Blöde ist. Außerdem ist es auf der Autofahrt zu den Auftritten nicht so fad.“Und derer hat das Duo demnächst genug.

 ??  ?? Gebrüder Moped: Franz Stanzl und Martin Strecha-Derkics (re.)
Gebrüder Moped: Franz Stanzl und Martin Strecha-Derkics (re.)

Newspapers in German

Newspapers from Austria