Die Krise als Kindergeburtstag
Satire. „Keine Angst“, fordern die Gebrüder Moped in ihrem neuen Kabarettprogramm
„Erwin Pröll-Witze-Sammlung günstig abzugeben“, twitterten die Gebrüder Moped zum Abschied des NÖ-Landeskaisers. Und vor dem Merkel-Besuch gaben sie Donald Trump mit auf den Weg: „Don’t grab her by the Raute!“
Twitter und Facebook sind längst die verlängerte Werkbank für das KabarettDuo. Umgekehrt bauen Franz Stanzl und Martin StrechaDerkics ihre Internetwitze auf der Bühne als Häppchen ein. Im neuen Programm „Keine Angst“(Regie: Leo Lukas) kommen noch bewegte Bilder hinzu. Fernseherfahrung haben die „Willkommen Österreich“-Autoren schon auf Puls 4 in ihrer „Kleinen Wochenrevue“gesammelt.
Thematisch widmen sie sich nun „Bildern der Angst, wie sie derzeit gerne in der gesellschaftlichen Diskussion auftauchen“, erklärt Stanzl für die Gebrüder Moped im KURIER-Interview. Das Thema Angst, oder „der neue heiße Scheiß zur persönlichen Positionierung“, werde dabei auf eine persönliche Ebene runtergebrochen. Stanzl und Strecha-Derkics spielen zwei Brüder, die für ihre Töchter eine Kindergeburtstagsparty planen und auf die Tücken des gesellschaftlichen Diskurses stoßen. „Auf den ersten Blick ist es unser unpolitischstes Programm. Bei näherer Betrachtung unser politischstes“, sagen sie.
Zuversicht statt Angst
Dabei geht es auch um die Kraft der Zuversicht. Diese scheint der Gesellschaft in der Auseinandersetzung mit Veränderungen zunehmend abhanden zu kommen. „Wer mit Ängsten konfrontiert ist, muss ernstgenommen werden. Aber Zuversicht sollte immer das Ziel sein“, erklären die Gebrüder Moped.
Allerdings ist das Wort Krise in verschiedenen Ausformungen schon seit rund zehn Jahren omnipräsent. Ist ein Leben ohne das Krisenhafte überhaupt noch vorstellbar? Gebrüder Moped: „Ohne jetzt sämtliche Krisen infrage zu stellen, erscheint es uns schon so, dass die Problematik dadurch entsteht, dass die Boulevardpresse in ihrer Suche nach Problemkisten nicht mehr zu bremsen ist. Die machen ja aus jedem Kopftuch eine Krise“.
Auch die etablierten politischen Kräfte scheinen aus Moped-Sicht „weniger an Zuversicht und Lösungen als an der Abbildung einer dramatischen Ausgangslage interessiert. Das bietet mehr Aufmerksamkeit – im Zusammenspiel mit dem Boulevard.“
Wie sieht es generell mit der Zuversicht aus, wenn man an Donald Trump denkt? Die Gebrüder Moped: „Trump hat in dem politischen Irrsinn, der in den letzten Jahren in Europa aufgekeimt ist, noch ein so großes Schauferl draufgelegt, dass man nur hoffen kann, dass diese Auswüchse hierzulande künftig eher abschreckend wirken.“
Der US-Dokufilmer Michael Moore hat die These aufgestellt, dass es eine „Armee an Komödianten sein wird, die Trump stürzen kann. „Das hat schon was“, findet das Satire-Duo. „Stramme Rechte plagen sich mit Humor. Das erleben wir in Österreich doch schon seit Jahrzehnten.“Politiker wie Trump bieten jedenfalls viel Stoff für Satiriker, die mittlerweile Extraschichten einzulegen scheinen. „Je skurriler die Mächtigen, desto mehr Fläche für die Komödianten“, sagen die Gebrüder Moped. „Da kommt man als Berufswitzebold schon manchmal in die ungute Gedankenspirale, wie man es denn haben möchte.“
Faymann vs. Kern
Vor zwei Jahren fragten die Gebrüder provokant, was Kanzler Faymann eigentlich beruflich so mache. Das neue Koalitions-Duo Kern und Mitterlehner sei hingegen „vielfach präsenter und deutlich mehr am Punkt. Die dürften das anscheinend wirklich beruflich machen.“Apropos Duo: Was gefällt ihnen selbst an der BühnenZweisamkeit? Die Mopeds: „Im Dialog lassen sich entgegengesetzte Standpunkte hervorragend in Alltagsplaudereien packen. Man lässt das Publikum entscheiden, wer der Blöde und wer der weniger Blöde ist. Außerdem ist es auf der Autofahrt zu den Auftritten nicht so fad.“Und derer hat das Duo demnächst genug.