Wie mit Saxofon und Stimme im Paarlauf eine Sternstunde wird
Kritik. Die Muse ist kein Repetiergewehr. Aber manchmal doch. Etwa bei Branford Marsalis, der – musikalisch verlässlich originell – immer für Überraschungen gut ist.
Der Saxofonist aus New Orleans, ein offener Geist und großer Melodiker, mit seinem Quartett Sonntag live im Konzerthaus, hat bei seinem aktuellen CD-Projekt „Upward Spiral“erstmals mit einem Sänger gearbeitet, und zwar einem der Sonderklasse: Kurt Elling.
Der erinnert in Gestik und lässiger Performance frappant ans legendäre Ratpack. Und erfreut mit nuancierter Vokalakrobatik.
Spielfreudig
Sei es Gershwins „There’s A Boat Dat’s Leavin’ Soon For New York“, Brasilien-Feeling bei Antonio Jobims Bossa „Só tinha de ser com você“mit raffinierten Phrasierungen oder Nat King Coles „Blue Gardenia“: Der begnadete Balladen-Interpret und Improvisator singt sich jedes Stück so zurecht, als wäre es nur für ihn geschrieben worden. Fein ausbalanciert ist der Abend, wobei alle in unterschiedlichen Konstellationen zum Zug kommen. Bassist Eric Revis matcht sich mit dem entfesselten Justin Faulkner an den Drums. Nicht weniger spielfreudig Joey Calderazzo am Piano.
Und Frank Sinatras „I’m A Fool To Want You“bringen Marsalis und Elling ganz ohne rhythmische Grundierung einfach zweistimmig so schön über die Rampe, dass allen der Atem stockt.
Da treffen sich zwei auf der gleichen Wellenlänge. Der eine singt am Sax, der andere will vokal wie ein Instrument klingen. Beide geben Songs den Vorrang, die eine großartige Melodie haben und noch nicht tot gespielt sind. Und „I'm not promising the moon ...“klingt noch lange nach: „Practical Arrangement“von Sting.