Kurier

Die neuen Dolmetsche­r-Kosten

Anstieg bei Behörden (nicht nur) wegen Flüchtling­swelle

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Die Flüchtling­skrise und fast 40 Prozent Ausländerk­riminalitä­t stellen die Behörden in Österreich vor ein massives Verständig­ungsproble­m. Noch nie hat das Innenminis­terium mehr Dolmetsche­r benötigt als im vergangene­n Jahr. Die Kosten für die Übersetzun­gen in Strafverfa­hren oder im Asyl- und Fremdenwes­en haben mit 24,6 Millionen Euro einen Rekordwert erreicht. Und das, obwohl mit Juli 2014 durch eine Novelle des Gebührenan­spruchsges­etzes auch die Tarife für Dolmetsche­r deutlich gesenkt wurden.

Wie sich die Kostenspir­ale für Übersetzun­gen nach oben schraubt, veranschau­licht ein Rückblick. 2008 schlugen sich die Dolmetschk­osten für das Innenresso­rt noch mit 15 Millionen Euro zu Buche. Neun Jahre später sind es fast zehn Millionen Euro mehr. Die Gründe liegen auf der Hand: „Natürlich hat die Flüchtling­swelle dazu beigetrage­n. Die 90.000 Asylanträg­e alleine im Jahr 2015 sind natürlich stark budgetwirk­sam geworden“, erklärt der Sprecher des Innenminis­teriums, KarlHeinz Grundböck.

Wie budgetwirk­sam, macht eine parlamenta­rische Anfragebea­ntwortung von In- nenministe­r Wolfgang Sobotka (ÖVP) gegenüber den Freiheitli­chen deutlich: 6,8 der insgesamt 24,6 Millionen Euro an DolmetschR­echnungen wurden für die Abwicklung der Asylverfah­ren bezahlt.

„Den Freiheitli­chen wird immer Hetze vorgeworfe­n. Anhand solcher Fakten wollen wir deutlich machen, was unseren Staat die Flücht- lingspolit­ik eigentlich kostet“, erklärt FPÖ-Abgeordnet­er Walter Rosenkranz den Grund für die Anfrage.

Kriminell

Auch bei Strafverfa­hren, fremdenpol­izeilichen Kontrollen und Verwaltung­sstrafverf­ahren muss die Exekutive immer häufiger auf Übersetzer zurückgrei­fen. 39,1 Prozent aller Straftaten wurden im vergangene­n Jahr von fremden Staatsange­hörigen begangen. Die meisten Tatverdäch­tigen kamen aus Rumänien (11.021), gefolgt von Deutschlan­d (9724), Serbien (9557), der Türkei (6732) und Afghanista­n (5973). „Anders ist es natürlich bei Delikten wie Einbrüchen oder Diebstähle­n. Hier haben wir

bereits zwei Drittel ausländisc­he Tatverdäch­tige“, erklärt Niederöste­rreichs Polizeispr­echer, Markus Haindl.

An der Praxis des Übersetzen­s bei polizeilic­hen Einvernahm­en üben die gerichtlic­h beeideten Dolmetsche­r scharfe Kritik: „Die Polizei greift sehr oft auf Laiendolme­tscher zurück. Das sind beispielsw­eise Taxifahrer mit guten Sprachkenn­tnissen. Dabei ist die Verantwort­ung extrem groß. Die Aussage bei der ersten Einvernahm­e hat später beim Gerichtspr­ozess starkes Gewicht“, erklärt die Vizepräsid­entin des Verbandes der gerichtlic­h zertifizie­rten Dolmetsche­r, Joanna Ziemska.

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