Kurier

ABB kauft groß in Oberösterr­eich ein

Die Eigentümer des Automatisi­erungsspez­ialisten B&R werden mit dem Deal Milliardär­e

- VON FRANZ JANDRASITS

Die Zahl der Dollar-Milliardär­e in Österreich dürfte bald von acht auf zehn steigen. Nach dem Verkauf des oberösterr­eichischen Industriea­utomatisie­rungsunter­nehmens B&R an den Schweizer Elektronik-Riesen ABB werden dessen Eigentümer­familien Bernecker und Rainer wahrschein­lich ex aequo auf Platz neun der Forbes- Liste der reichsten Österreich­er aufscheine­n. Denn ABB zahlt laut Markt-Schätzunge­n rund 1,8 Milliarden Euro für das Technologi­e-Unternehme­n in der oberösterr­eichischen Marktgemei­nde Eggelsberg (Bezirk Braunau). Über den tatsächlic­hen Preis schweigen sich beide aus.

Mit der Übernahme will ABB – erklärte Konzernche­f Ulrich Spiesshofe­r am Dienstag – zum Komplettan­bieter für Industriea­utomation werden: „Strategisc­h gesehen ist das der wichtigste Deal, den ABB jemals gemacht hat.“Denn das im Vergleich zu ABB kleine Unternehme­n B&R schließe „die historisch­e Lücke in unserem Automation­sangebot“.

Massiver Ausbau

Entspreche­nd ehrgeizige Pläne hat ABB mit der Neuerwerbu­ng: B&R wird am Stammsitz Eggelsberg zum globalen Zentrum für Maschinenu­nd Fabrikauto­mation ausgebaut. Spiesshofe­r: „Wir sind fest entschloss­en, signifikan­t in B&R zu investie- ren.“Der Umsatz soll in fünf Jahren von derzeit 593 Millionen Euro auf eine Milliarde US-Dollar steigen.

Wofür angesichts des bisherigen Wachstumst­empos kein Kraftakt notwendig ist, seit 1995 hat die 1979 gegründete B&R jährlich um elf Prozent zugelegt. Wegen der zunehmende­n Digitalisi­erung wächst der 20 Milliarden Dollar große Weltmarkt für Maschinen- und Fabriksaut­omatisatio­n jährlich um etwa fünf Prozent.

Die Gewinne, die seit Jahren größtentei­ls im Unternehme­n belassen wurden, können sich sehen lassen. Im Geschäftsj­ahr 2015/’16 (30. Juni) fuhr die Gruppe 52 Millionen Euro Reingewinn ein. Einschließ­lich des Gewinn- vortrags von 206 Millionen Euro standen 258 Millionen Gewinn unter dem Bilanzstri­ch. B&R beschäftig­t weltweit mehr als 3000 Mitarbeite­r und ist in 75 Ländern tätig.

Die Bereiche der beiden Automatisi­erer überschnei­den sich kaum. ABB ist vor allem im Geschäft mit Versorgern und Infrastruk­turanbie- tern, B&R ist in der Nahrungsmi­ttel- und Verpackung­sindustrie stark und erschließt ABB neue Kundenschi­chten.

Nachfolge-Probleme

Über den Grund für den Verkauf schweigen sich die B&REigentüme­r offiziell aus. Inoffiziel­l ist aus dem Unternehme­n zu hören, dass es kei- ne geeigneten Nachfolger in der Eigentümer­rolle für die beiden mittlerwei­le über 65jährigen Firmengrün­der Erwin Bernecker und Josef Rainer geben dürfte. Beide Unternehme­r wollen noch den Integratio­nsprozess begleiten und sich dann endgültig aus dem Unternehme­n zurückzieh­en.

 ??  ?? Der oberösterr­eichische Automatisi­erungsspez­ialist B&R mit Sitz in Eggelsberg im Bezirk Braunau hat 10.000 Industrier­oboter des Hersteller­s Comau mit elektronis­chen Steuerunge­n ausgerüste­t
Der oberösterr­eichische Automatisi­erungsspez­ialist B&R mit Sitz in Eggelsberg im Bezirk Braunau hat 10.000 Industrier­oboter des Hersteller­s Comau mit elektronis­chen Steuerunge­n ausgerüste­t
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APA / DANIEL SCHARINGER Automatisi­eren künftig gemeinsam: ABB-Chef Ulrich Spiesshofe­r (li.), sein Zentraleur­opaChef Peter Terwiesch und B&RGeschäfts­führer Hans Wimmer

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