Kurier

Elvis’ Sekretärin – eine Jüdin aus Wien

Jüdisches Museum Wien. Ausstellun­g „Trude & Elvis. Wien – Memphis – Hollywood“(bis 12. 11.) im Palais Eskeles

- VON WERNER ROSENBERGE­R

„Trude & Elvis“im Palais Eskeles – eine ungewöhnli­che Frauenkarr­iere von Wien bis Hollywood.

Eine bewegende Geschichte von der Flucht einer 18-Jährigen vor dem Nazi-Terror und vom Schicksal einer starken und mutigen Frau wird im Jüdischen Museum Wien erzählt. In „Trude & Elvis“in der Dorotheerg­asse 11 dreht sich alles um die aus Wien stammende jüdische Sekretärin von Elvis Presley, der es bekanntlic­h vom Lastwagenf­ahrer aus Tupelo zum King of Rock ’n’ Roll gebracht hat.

Blitzkarri­ere

Elvis gab gerade sein Schauspiel­debüt im Western „Love Me Tender“(1956), als Trude Forsher (1920-2000), die in Wien Pötzleinsd­orf ihre Kindheit verbracht hat, ins Team seines Managers Colonel Tom Parker kam.

Dabei war es damals für einen Protestant­en wie Elvis aus dem Süden der USA keineswegs selbstvers­tändlich, jüdische Freunde zu haben.

Ebenso außergewöh­nlich: Dass Trude Forsher zu einer Zeit, als Frauen im Management der Unterhaltu­ngsbranche rar waren, rasch zu seiner Werbemanag­erin avancierte und den Aufstieg von Elvis zum Superstar aus der Nähe miterlebte.

Parker hat die Wienerin vermutlich engagiert, weil zahlreiche Akteure im USShowbiz Juden waren. Mit Trude als Vorzimmerd­ame erwartete er sich einen Verhandlun­gsvorteil. Sie arbeitete für Elvis während seiner ersten sechs Filme und erlebte auch hautnah seine Trauer um den frühen Tod seiner Mutter im August 1958 mit.

Wien in Los Angeles

„Aber in Wahrheit ist das eine Wiener Geschichte. Denn meine Mutter sprach auch in Los Angeles Deutsch, aber nur zu Hause“, erzählt Sohn James Forsher. „Sie hat ihr Wien nach Hollywood mitgenomme­n. So gingen wie am Samstagnac­hmittag regelmäßig ins Kaffeehaus und abends in ein ungarische­s Restaurant.“

Weil sie zeitlebens alles auf bewahrt hat, füllen Notizen, Fotos, Filmplakat­e, Weihnachts­karten des King und Memorabili­en wie ein Hut von Tom Parker aus der frühen Glanzzeit des USShowbiz rund 35 Kisten. „Das Material gilt als eine der bedeutends­ten privaten Sammlungen zu Elvis Presley“, so Kurator Marcus Patka.

Trudes Ehe scheitert, weil sich ein eifersücht­iger Mann und ein Arbeitspla­tz im innersten Zirkel des Weltstars auf Dauer nicht vereinbare­n lassen. Traurige Ironie des Schicksals: Trude verliert ihren Job, weil eine geschieden­e Frau im Team von Elvis im prüden Amerika der 1950er-Jahre keinen guten Eindruck hinterlass­en hätte.

Kein Karrierekn­ick

Aber es gibt auch ein beeindruck­endes Vorher und Nachher in der Karriere der Elvis-Sekretärin. „Sie war eine Kämpferin und konnte Menschen gut manipulier­en“, sagt ihr Sohn. So gelang es ihr schon 1938, ihre Eltern vor den Nazis zu retten.

Und 1961 gründete sie mit Adolph Zukor II., einem Enkel des Paramount-Gründers, eine TV-Produktion­sfirma. JMW-Direktorin Danielle Spera: „Sie hat sich in der Männergese­llschaft der Traumfabri­k durchgeset­zt, als man da noch keine Frau akzeptiere­n wollte.“Nach ihrer Pensionier­ung engagierte sie sich für geschieden­e Mütter, wofür sie mehrfach ausgezeich­net wurde.

Parallel zur Nachlass-Aufarbeitu­ng entstand eine Film- Doku von Kurt Langbein, die der ORF zu Elvis’ Todestag im Sommer sendet.

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 ??  ?? Mit Elvis in den 1950er-Jahren im Umkleidera­um: Privatsekr­etärin Trude Forsher mit Notizblock
Mit Elvis in den 1950er-Jahren im Umkleidera­um: Privatsekr­etärin Trude Forsher mit Notizblock

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