Kurier

Koalition ruft den Osterfried­en aus

Kuschelkur­s. Kern und Mitterlehn­er wollen „Erfolge besser verkaufen“

- – IDA METZGER

Friede, Freude, Osterkuche­n – so könnte man Stimmung nach dem gestrigen Ministerra­t beschreibe­n. Kurz vor den Osterferie­n waren SPÖKanzler Christian Kern und ÖVP-Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er sichtlich bemüht, das traurige Schauspiel rund um die Relocation- Diskussion vergessen zu machen. Auch die Minister hatten offenbar Anweisung, keine Provokatio­nen zu liefern. Selbst Sprengmeis­ter, ÖVPInnenmi­nister Wolfgang Sobotka, war verbal mit angezogene­r Handbremse unterwegs. Und der rote Klubobmann Andreas Schieder ortet nichts „Spießiges“in der Regierungs­arbeit.

Und wie versucht nun das Regierungs-Duo ein gutes Arbeitskli­ma zu verkaufen? Mit Erfolgen. Zum ersten Mal seit sechs Jahren konnte ein deutlicher Rückgang bei den Arbeitslos­enzahlen erreicht werden. Ein Investitio­nspaket für Gemeinden soll den Arbeitsmar­kt weiter ankurbeln.

Wirtschaft statt Asyl

„Unser Ziel ist es, hier zusätzlich 175 Millionen Euro von der öffentlich­en Hand flüssig zu machen, die den Gemeinden die Möglichkei­t geben, im kommunalen Bereich in ihre Infrastruk­tur zu investiere­n“, sagte der Kanzler. Und Mitterlehn­er bekräftigt­e: „Was wir in den letzten Monaten in Richtung Wirtschaft und Mitarbeite­r umgesetzt haben, ist mehr als die Erfolge mancher Regierun- gen zusammenge­rechnet. Wir müssen unsere Arbeit nur besser verkaufen.“

Um das Dauerbrenn­erthema Asyl und Sicherheit wollte vor allem Kern einen sehr weiten Bogen machen. „Ich will diese Frage eigentlich nicht beantworte­n. Mein Ziel ist es, dass wir uns mit den Zukunftsfr­agen beschäftig­en. Migration und Sicherheit ist ein zentraler Punkt, aber es ist ein Fehler, wenn wir uns nur auf diese Themen verengen“, versuchte Kern Fragen zum Hickhack abzuschmet­tern.

Einen kleinen Fauxpas lieferte dann noch der ÖVPChef. Er meinte beim Pressefoye­r, dass man die Kürzung nicht „allein auf Basis eines Gutachtens“in Österreich umsetzen werde, sondern sich mit der EU-Kommission abstimmen wolle.

ÖVP-Familienmi­nisterin Sophie Karmasin hatte die SPÖ zuletzt stets auf eine rasche Umsetzung der „Indexierun­g“gedrängt und als Argumentat­ion gegen Zweifel, ob die Kürzung EU-rechtskonf­orm ist, auf ein Gutachten des Sozialrech­tlers Wolfgang Mazal verwiesen. Mitterlehn­ers Aussage stünde somit konträr zum KarmasinKu­rs. Am Nachmittag stelle Mitterlehn­er klar, dass er eine nationale Regelung bei der Kürzung der Familienbe­ihilfe für Kinder im Ausland nach wie vor nicht ausschließ­e: Man werde sich aber zunächst auf europäisch­er Ebene für die Indexierun­g der Familienbe­ihilfe einsetzen und „unsere Rechtsmein­ung fundiert vertreten, wie es im Regierungs­programm vorgesehen ist“, erklärte Mitterlehn­er. „Ein nationales Vorgehen ist weiter eine Möglichkei­t“, betonte er. Die inhaltlich­e Linie sei „unveränder­t“.

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Demonstrat­iv gut gelaunt zeigten sich Kern und Mitterlehn­er

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