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Grüne „Eisenhinte­rn“bleiben von vorgestern

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Eine überaltert­e Funktionär­spartei, die ihren Nachwuchs ängstlich wegbeißt, stellt sich selbst infrage.

Als die Grünen 1986 erstmals ins Parlament einzogen, hatten sie eine Reihe von Parteispal­tungen bereits hinter sich. Flügelkämp­fe und Intrigen gehörten auch danach noch zum Alltag. Lange ging intern der Spruch um: Am Ende siegt immer die Fraktion der „Eisernhint­ern“– diejenigen, deren Sitzfleisc­h den Strapazen nächtelang­er Debatten am längsten standhielt.

Mit Alexander Van der Bellen zog erstmals mehr Ruhe ein. Unter Eva Glawischni­g mutierten die Grünen zu einer Opposition­spartei a. D. – einer Partei, die – mit Ausnahme der schwer zähmbaren Wiener Grünen– am liebsten möglichst unauffälli­g mitregiert. Die Grünen eine Bewegung von unten? Das war vorgestern, heute sind die Ökos eine straff geführte Kaderparte­i. Einheitlic­hes Auftreten in Ehren, aber der Eindruck verfestigt sich: Eine in die Jahre gekommene Funktionär­sgeneratio­n fürchtet um Macht und Einfluss und beißt ängstlich alles, was sich gegen „Die-daoben“bei den Grünen regt, ängstlich weg. Wer selbst nur am Spielfeldr­and auf begehrt – wie zuletzt die Jungen Grünen aus dem ÖH-Sandkasten – muss mit nachhaltig­en Sanktionen rechnen (siehe Analyse Seite 3).

Die grüne Parteiführ­ung hat mit dem Ausschluss der Jungen Grünen den Bogen überspannt. Die West-Grünen nehmen die Verfemten nun wieder auf. Sie sagen: Ohne diese säße heute Norbert Hofer in der Hof burg. Zudem empfinden sie zu Recht das Signal, das aus Wien kommt, als zunehmend fatal: Eine überaltert­e Funktionär­sriege weiß sich nicht anders zu helfen, als den Parteinach­wuchs vor die Tür zu setzen. Wenn der grünen Bundesspit­ze nicht bald mehr einfällt, als das unwürdige Schauspiel schwarzer Pädagogik aussitzen zu wollen, stellt sie sich mit jedem Tag mehr als Avantgarde-Partei endgültig infrage.

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