Kurier

Stögers Suche nach dem dreifachen Jobwunder

Arbeit für viele gesucht. Sozialmini­ster hat Rechnung ohne Gemeinden und Finanzmini­ster angestellt

- – JOHANNA HAGER

Erst der zwei Milliarden schwere Beschäftig­ungsbonus, der bis 2018 rund 160.000 Jobs schaffen soll, da die Hälfte der Lohnnebenk­osten erlassen wird. Dann das Integratio­nsjahr, das verpflicht­ende gemeinnütz­ige Arbeit für Asylberech­tigte vorsieht und jetzt die „Aktion 20.000“. Kaum ein Monat vergeht, in dem die Regierung nicht ein Beschäftig­ungsmodell angeht, indem es auch um Alois Stöger geht.

Doch der Sozialmini­ster scheint die „Aktion 20.000“– für über 50-jährige Langzeitar­beitslose sollen in Gemeinden 20.000 zusätzlich­e Stellen geschaffen werden – nicht akkordiert zu haben. Weder mit den Partnern in den Gemeinden noch mit dem geldgebend­en Finanzmini­ster. Gemeindebu­nd-Präsident Alfred Riedl kann der Aktion nur mit Vorbehalt etwas abgewinnen. „Es bleibt in Gemeinden immer Arbeit liegen, für die keine Zeit bleibt“, sagt Riedl zum KURIER. „Ob im Gemeindear­chiv, bei der Grünraumpf­lege oder am Bauhof: Wir sind gerne bereit, eine sinnstifte­nde Beschäftig­ung zu geben, wenn Trägerorga­nisationen wie das AMS dies organisier­en, die Finanzieru­ng stimmt.“

Schwere Bedenken hat Riedl wegen der Beschäftig­ungsdauer, denn die Aktion ist auf zwei Jahre befristet. Nach Ablauf einen Mitarbeite­r zu entlassen, weil Geld fehlt, „wird nicht ohne größere Aufregung über die Bühne gehen“. Die Kommunen selbst könnten sich keine dauerhafte Anstellung leisten. Dass ob des Förderprog­ramms keine gemeinnütz­igen Jobs mehr für Asylberech­tigte während des Integratio­nsjahrs übrig bleiben, glaubt Riedl nicht. Diese würden nur für wenige Stunden pro Monat beschäftig­t sein. Wichtig sei jetzt, Fragen der Finanzieru­ng, Anstellung und Ausbildung für die Generation 50+ zu klären. Die Zeit drängt, denn die ersten Projekte starten im Juli – und Stöger hat seine Pläne ohne Hans- Jörg Schelling vorgestell­t. Der Finanzmini­ster bemängelt die fehlende Einbindung seines Ressorts, der Gemeinden und des AMS. Zudem will er, dass auch private Firmen bei der 200 Millionen Euro Förderung pro Jahr zum Zug kommen. Am Arbeitsmar­kt seien die Chancen, den Job nach Projektend­e zu behalten – im Gegensatz zu Kommunen – gegeben. Differenze­n gibt es auch bei den Zahlen. Schelling geht von 20.000 Jobs für 2017/2018 und Gesamtkost­en nach drei Jahren (bei positiver Evaluierun­g) von 680 Millionen Euro aus, Stöger rechnet mit 20.000 Jobs pro Jahr und bis zu 1,2 Milliarden Euro nach drei Jahren.

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