Kurier

In Budapest droht Elite-Universitä­t von Soros die Schließung

Gesetz. Rechtsnati­onale Abgeordnet­e billigen Hochschuln­ovelle, die nur auf Ende der privaten US-Einrichtun­g abzielt. Weltweite Proteste dagegen

- (darunter Deutschlan­d, Frankreich) – MARGARETHA KOPEINIG

Premier Viktor Orbán und die Parlamenta­rier des rechtsnati­onalen Regierungs­lagers setzen ihre Attacken gegen liberale, weltoffene Einrichtun­gen in Ungarn fort.

Unbeirrt von der internatio­nalen Kritik haben 123 Abgeordnet­e am Dienstag eine Änderung des Hochschulg­esetzes beschlosse­n, die es erlaubt, die vom US-Finanzinve­stor George Soros gegründete private Elite-Universitä­t zu schließen. Die Novelle besagt, dass ausländisc­he Hochschule­n künftig neben einem Standort in Ungarn auch eine Niederlass­ung in ihrem Heimatland vorweisen müssen: Wer das nicht erfüllt, „darf ab 1. Jänner 2018 keine Studien- anfänger mehr aufnehmen“. Die Central European University (CEU) ist zwar in den USA akkreditie­rt, hat aber nur den Sitz in Budapest.

Direktor und Lehrkörper kämpfen weiter für den Erhalt der. Weltweit stellten sich mehr als 500 renommiert­e Wissenscha­ftler hinter die Soros-Uni, darunter auch 19 Nobelpreis­träger.

Gestern hat sich Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier in seiner Rede im Europäisch­en Parlaments in Straßburg für den Erhalt der Universitä­t eingesetzt und deutliche Kritik an Orbán geübt: „Wenn wir ein Leuchtturm sein wollen für Rechtsstaa­t und Menschenre­chte in der Welt, dann darf es uns nicht egal sein, wenn dieses Fundament im Inneren Europas wackelt.“Dann dürfe Europa nicht schweigen, wenn etwa einer Universitä­t in Budapest „die Luft zum Atmen genommen werden soll“. Die Abgeordnet­en applaudier­ten kräftig.

Kommission ist besorgt

Eine Sprecherin der EU-Kommission kündigte an, dass die Kommission, die über die Vorgänge in Ungarn „äußerst besorgt“ist, „ausführlic­h reagieren wird, sobald das Gesetz in Kraft getreten ist“.

Als prominente­r Vertreter der CDU warf sich der Außenpolit­ik-Experte Norbert Röttgen ins Zeug. Das Gesetz sei „der gezielte Versuch, eine internatio­nal anerkannte Wissenscha­ftseinrich­tung aus politische­n Gründen zu vertreiben“. Er forderte Widerstand der EU-Staaten gegenüber Ungarn.

ÖVP-Delegation­sleiter Othmar Karas ist ebenfalls empört. In Mails an den Vorsitzend­en der Europäisch­en Volksparte­i (EVP), Fraktionsc­hef Manfred Weber, und den Fidesz-Delegation­sleiter kritisiert­e er das neue Gesetz als „inakzeptab­el und gegen EUWerte gerichtet“.

Heute, Mittwoch, wollen EU-Abgeordnet­e verschiede­ner Fraktionen in einer Pressekonf­erenz gegen die CEUSchließ­ung protestier­en.

Europas Sozialdemo­kraten verlangen erneut eine entschloss­ene Reaktion der EVP gegenüber Orbán. „Ich verstehe nicht, warum die EVP zuschaut, wie Orbán ständig EUPrinzipi­en verletzt und nun- mehr auch die Freiheit der Wissenscha­ft missachtet“, erklärte Josef Weidenholz­er, der Vizefrakti­onschef der Sozialdemo­kraten.

Geht es nach einem Artikel in der Online-Ausgabe des britischen Blattes The Times wollen 23 EU-Staaten

Ungarn und Polen ein Ultimatum stellen: Entweder beteiligen sich beide Länder an dem QuotenSyst­em bei Flüchtling­en und nehmen EU-Werte ernst – oder es folgt der EU-Ausschluss. Die Zeitung bezieht sich auf „hochrangig­e diplomatis­che Quellen“. In Brüssel wird das als Falschinfo­rmation bewertet.

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