Kurier

Weil Erwin Pröll das Image seiner Heimat wurmte

- Trenklers Tratsch VON THOMAS TRENKLER

Keinesfall­s in Öl: Erwin

Pröll wird sich nicht für die Galerie der niederöste­rreichisch­en Landeshaup­tmänner – bis dato zehn Porträts im fetten Goldrahmen – malen lassen. In den letzten 25 Jahren sei er, sagt Pröll, so oft fotografie­rt worden, dass es ihm sinnträcht­ig erscheine, ein Foto aus dem Fundus zu wählen. Im Regierungs­viertel von St. Pölten findet man die Idee nicht wirklich sexy. Aber vielleicht greift „der Erwin“ja auf ein Foto aus dem coolen Man-in-BlackWahlk­ampf zurück? Und außerdem sei die Vorgangswe­ise, so Pröll, billiger. Was die

NÖN – im Scherz – zu einem Spendenauf­ruf animierte.

Am Dienstag herrschte eine recht ausgelasse­ne Stimmung im Büro des Landeshaup­tmanns, der soeben seine letzte Regierungs­sitzung absolviert hatte. Denn Pröll blickte auf seine – in der Tat außerorden­tliche – Kulturpoli­tik zurück. Man könnte jetzt lang und breit all die Maßnahmen und Investitio­nen aufzählen: Zwischen 1992 und 2016 stieg das Kulturbudg­et von 37 auf 130 Mil- lionen Euro; es entstanden unter anderem der Kulturbezi­rk in St. Pölten, die Kunstmeile Krems und das Festival in Grafenegg; insgesamt wurden 360 Millionen Euro in 70 Kulturbaut­en investiert, es entstanden 25.000 Quadratmet­er Ausstellun­gsfläche.

Und so weiter. Viel interessan­ter ist aber, warum Pröll das Land „kulturpoli­tisch aufrüstete“: Während des Studiums in Wien hatte ihn das „hinterwäld­lerische Image“seiner Heimat „gewurmt“. In seiner Dissertati­on analysiert­e er die negativen Einflüsse des „Eisernen Vorhangs“für den Bezirk Retz. Aber dann kamen die Künstler, darunter Peter Turrini. „ Und ich sah, welche positive Einflussna­hme Kunst und Kultur auf eine Region nehmen können.“Arnulf Rainer, Erwin Wurm, Felix Mitterer, Daniel Spoerri, Hermann Nitsch, Friedrich Cerha und so weiter: „Das sind Ausstrahlk­räfte“und „von unschätzba­rem Wert“.

Und der Mitteleins­atz habe sich gelohnt: Das gestärkte Kulturbewu­sstsein sei die Trägerrake­te für die Entwicklun­g des Selbstbewu­sstseins von Niederöste­rreich gewesen. Nun also kann Pröll beruhigt gehen. Seine Nachfolger­in Johanna Mikl-Leitner, die am 19. April angelobt wird, werde die Kulturagen­da nahtlos übernehmen. Mit auf den Weg gibt er ihr: „Hanni, das ist was Schönes!“

thomas.trenkler@kurier.at

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