Die Überschreitung der Angst-Obergrenze
Kritik. „Unser Wald für unsere Tiere“– ein Clip im Stil einer bis zur Kenntlichkeit parodierten Partei steht am Beginn von „Keine Angst“, dem neuen Programm der Gebrüder Moped im Wiener Kabarett Niedermair: Der Wolf hat im Märchenwald nichts verloren. Und Frau Holle soll am Brunnen ordentliche Grenzkontrollen durchführen.
So sehr das Video an die Tagespolitik erinnert, so wenig ist in den 90 Minuten von Politikern die Rede. Seziert wird das allgegenwärtige Angstgefühl, wenn Franz Stanzl und Martin StrechaDerkics (li. im Bild) zwei Brüder verkörpern, die den Kindergeburtstag ihrer Töchter organisieren sollen.
Stanzl gibt den paranoiden Grantler. Jeder harmlose Vorschlag seines vegan und Waldorf-bewegten Bruders ist für ihn eine Überschreitung der Angst-Obergrenze: Am (Burgen-) Land lauere das Unheil – vor allem für Wiener. Der Partykeller: Zu viel Aufwand für Security. Am Besten, man lade nicht einmal die Geburtstagskinder ein, befindet der Berufszyniker.
Eingewoben in die von Leo Lukas rasant inszenierte Handlung sind geistreichste Erkundungen der hypernervösen Gegenwart, bissig-witzige Songs („Papp’n halt’n“) und Zeitreisen für Kinder der 70er – also „Versuchskaninchen für die Generation Playstation“. Kennen Sie „Elektro-Kontakt“? Dann (und nicht
nur dann) sind Sie hier bestens aufgehoben.