Kurier

Künftige Bundes-Koalition für Häupls Nachfolge entscheide­nd

- VON DANIELA KITTNER

Am 19. März stand unter dem Titel „Häupl vor dem Abgang“hier an dieser Stelle zu lesen: Bis zum Palmwochen­ende müssen in der SPÖ- Wien die personelle­n Weichen für den Parteitag am 29. April gestellt sein. Die Rebellen fordern von Michael

Häupl einen Rückzug in zwei Schritten, zuerst als Parteichef und nach der Nationalra­tswahl auch als Bürgermeis­ter. Zumindest aber müsse Häupl, sofern er am 29. April auf dem Parteitag wieder gewählt werden will, einen Zeitpunkt für seinen Abgang mitliefern.

Jetzt ist das Palmwochen­ende, und geworden ist es die zweite Variante. Häupl hat durchgeset­zt, dass er am 29. April noch einmal zum SPÖ-Wien-Chef gewählt wird, dafür hat er seinen Rückzug drei bis vier Monate nach der kommenden Nationalra­tswahl festgelegt.

Damit hat Häupl im Match um seine Nachfolge mit einem Ausgleichs­tor in letzter Minute noch eine Verlängeru­ng herausgesp­ielt.

Um in der Fußballers­prache zu bleiben: Die Mannschaft von Michael Ludwig ist klar überlegen, er selbst als Häupl-Nachfolger derzeit kaum (nur durch Häupls Verbleib) zu verhindern.

Warum legt Häupl den Zeitpunkt für den Schlusspfi­ff drei bis vier Monate nach die Nationalra­tswahl?

Bingo. Weil er mit der Wien-Entscheidu­ng die Regierungs­bildung im Bund abwarten will. Wenn sich im Bund ÖVP und FPÖ zu einer Koalition zusammentu­n, ist das Match in Wien wieder offen. Dann muss nämlich das rote Wien einen klaren gesell- schaftspol­itischen Gegenentwu­rf zu Schwarz-Blau darstellen – und Michael Ludwig und seine Hans-Niessl -affinen Außenbezir­kler verkörpern das wohl eher nicht.

Gut möglich, dass die Häupl-Nachfolge schließlic­h im Elfmeter-Schießen entschiede­n wird – also mit einer Kampfabsti­mmung auf dem Parteitag. Häupl selbst deutete im KURIER-Interview gestern, Samstag, in diese Richtung: Eine Kampfabsti­mmung wäre „kein Unglück“, der berühmtest­e Parteivors­itzende der SPÖ, Bruno Kreisky, habe auch einen Gegenkandi­daten gehabt.

Wen der Bürgermeis­ter als Gegenspiel­er zuerst zu Ludwig und dann zu einer schwarz-blauen Bundesregi­erung im Auge hat, kann man nur vermuten: den jungen Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­ky. Häupl hält sich diesbezügl­ich sehr bedeckt, denn er muss aufpassen, dass die Ludwig-Mannschaft den potenziell­en Gegenkandi­daten nicht auf diesem Par- teitag schon so arg foult (zusammen streicht), dass er nicht mehr einsatzfäh­ig ist. Wie wahrschein­lich ist Schwarz-Blau nach der nächsten Nationalra­tswahl? Sehr. Diese beiden Parteien werden mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit gemeinsam stärker sein als Rot-Grün-Neos, also eine Regierungs­mehrheit haben.

Dass die Streithans­ln SPÖ und ÖVP nach der Wahl erneut zusammen finden, ist eher unwahrsche­inlich.

Bleibt Schwarz-Blau oder Rot-Blau.

Letzteres wird Häupl zu verhindern wissen, auch wenn er an den Koalitions­verhandlun­gen im Bund nicht mehr teilnehmen möchte. Häupl verweist auf einstimmig­e Parteitags­beschlüsse der SPÖ-Wien und der Bundes-SPÖ. Eine Öffnung der SPÖ gegenüber der FPÖ begrenzt Häupl auf „die Wahl des Bürgermeis­ters im Gemeindera­t von Stockerau.“

 ??  ?? Kampfabsti­mmung? Für Michael Häupl wäre das kein Malheur. Möglicher Gegenkandi­dat für Michael Ludwig: Jürgen Czernohors­ky (li. v. Häupl)
Kampfabsti­mmung? Für Michael Häupl wäre das kein Malheur. Möglicher Gegenkandi­dat für Michael Ludwig: Jürgen Czernohors­ky (li. v. Häupl)
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