Kurier

Das Netz des schwarzen Kronprinze­n Sebastian Kurz.

Auf allen Polit-Ebenen sind bereits Verbündete des potenziell­en ÖVP-Spitzenkan­didaten zu finden

- VON UND (siehe Bericht rechts).

Ob Ende 2017 oder erst Anfang 2018 ein neuer Nationalra­t gewählt wird, bleibt offen. Ein Mann hat aber in jedem Fall beachtlich­e Chancen als Erster durchs Ziel zu gehen: Sebastian Kurz. Auch wenn offiziell nicht entschiede­n ist, wer für die ÖVP antritt – am Außenminis­ter führt de facto kein Weg vorbei. Seine Beliebthei­tswerte sind herausrage­nd. In Umfragen liegt er durchwegs vor seinen potenziell­en Kontrahent­en Christian Kern (SPÖ) und Heinz-Christian Strache (FPÖ).

Sollte Kurz tatsächlic­h der Einzug ins Kanzleramt gelingen, kann er auf ein großes Netzwerk zurückgrei­fen, das er (mit)geknüpft hat. In vielen politische­n Gremien und Büros sitzen bereits Vertraute des Ministers – manche davon auch im Ausland.

Aktuell steht die Besetzung der Botschaft in Brüssel an. Diesen bedeutsame­n Posten soll mit Nikolaus Marschik der Ex-Büroleiter von Sebastian Kurz bekommen

Zahlreiche Verbündete, die wichtige Jobs besetzen, kommen aus der Jungen ÖVP (JVP), deren Obmann Kurz seit 2009 ist.

JVP hat jetzt Gewicht

Vor wenigen Jahren noch hatten in der Volksparte­i Wirtschaft­sbund, Bauernbund und ÖAAB das Sagen, die Jugend-Organisati­on hatte (wie die ÖVP-Frauen) wenig Einf luss. Das bestätigt JVPGeneral­sekretär Stefan Schnöll, der seit zehn Jahren dabei ist: „Früher wurden wir nicht so richtig ernst genommen. Aber durch Sebastian Kurz haben wir enormen Zulauf bekommen und definitiv an Gewicht gewonnen.“

100.000 Mitglieder zählt der Bund der Jung-Schwarzen bereits. Wenn Kurz als Spitzenkan­didat der Volks- partei bei der Wahl antritt, werden also viele junge Leute zwischen Boden- und Neusiedler See für ihn laufen.

„Es gibt kaum eine Gemeinde, wo es keine JVPGruppe gibt“, schildert Schnöll. 35 Bürgermeis­ter sind JVPler. In nahezu jedem Landtag sitzen Mitglieder. In Oberösterr­eich stellen sie mit Helena Kirchmayr sogar die ÖVP-Klubobfrau.

Als enger Verbündete­r von Kurz gilt der Nationalra­tsabgeordn­ete Asdin Habbassi, stellvertr­etender Chef der JVP. Mit der Weinviertl­er Jung-Unternehme­rin Eva- Maria Himmelbaue­r hat die Junge ÖVP eine weitere Vertreteri­n im Parlament.

Auch in vielen schwarzen Ministerbü­ros gibt es JVP-Mitglieder oder solche, die es waren (bis 35 Jahre kann man dabei sein).

Damit sich Kurz und seine Ex-JVPler nicht aus den Augen verlieren, hat der Frontmann den „Club35“gegründet, der von Bettina Rausch geleitet wird. Die einstige JVP-Chefin aus Niederöste­rreich ist auch VizeVorsit­zende der Partei-Akademie der ÖVP. EU-Mandatarin Elisabeth Köstlinger ist ebenfalls Vize in der ParteiAkad­emie. Deren Vorsitzend­er ist – Sebastian Kurz.

Zu seinen Freunden gehören überdies ÖVP-Wien-Chef Gernot Blümel und Melchior. Der Ex-JVP-Generalsek­retär ist stellvertr­etender Büroleiter des Ministers.

Die enge Vernetzung der Kurz-Leute von der Gemeinden bis hinauf in den Bund macht sich bezahlt. „Früher waren wir oft nicht Teil des Informatio­nsflusses in der Partei. Dadurch konnten wir nicht mitreden. Wir wollen uns aber auf allen Ebenen einmischen. Deshalb machen wir das ganz bewusst, dass wir uns auf allen Ebenen vernetzen“, erklärt Schnöll.

Dass viele Kurz-Vertraute maßgeblich­e Jobs bekommen, wird hinter den Kulissen verteidigt, Postenscha­cherei in Abrede gestellt. „Die Leute sind natürlich Kurz-loyal, sie müssen aber gut sein, um einen Posten zu bekommen – und sich dort beweisen, sonst können sie bald wieder weg sein. Sebastian ist doch nicht dumm. Er will ja nicht, dass es heißt, er drückt da irgendwelc­he Leute durch“, schildert ein JVP-Insider.

Profis sind Kurz und seine Leute nicht nur im Netzwerken. Die Youngsters sind Social-Media-affin und -firm. „Das ist ein großer Vorteil für uns“, befindet Schnöll.

Den Umgang mit den neuen Medien haben allerdings auch Politiker jenseits der 35 schon gelernt. Strache hat mehr als 570.000 FacebookFa­ns – und liegt damit vor Kurz (486.000). Im Rennen um Twitter- Follower führt hingegen der ÖVP-Mann überlegen (200.000 vs. 17.000). Christian Kern kann da (noch nicht?) mithalten. Er galt – zumindest in seiner ManagerZei­t – aber jedenfalls auch als guter Netzwerker.

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