Kurier

Eine Milliarde zum Geburtstag

Ferdinand Piëch zieht sich aus dem VW-Konzern zurück

- – FRANZ JANDRASITS

Ferdinand Piëch erging es ähnlich wie Krösus, dem legendären König der Lyder (Kleinasien) im 6. Jahrhunder­t vor Christus. Dieser hatte das Orakel in Delphi befragt, ob er in einem Krieg gegen die Perser siegen werde. Die Antwort: „Wenn du den Halys (Grenzfluss) überschrei­test, wirst du ein großes Reich zerstören.“Was auch eintraf: Krösus verlor, sein Reich wurde zerstört.

Piëch, damals mächtiger Aufsichtsr­atschef des Volkswagen­Konzerns, zog im April 2015 gegen VW-Vorstandsv­orsitzende­n Martin Winterkorn in den Krieg. Die öffentlich­e Kriegserkl­ärung bestand aus einem Satz. „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“, hatte Piëch zu Spiegel onlinegesa­gt.

Der Schuss ging nach hinten los: Unter dem Druck des PorscheFam­ilienclans mussten Piëch und seine Frau Ursula – die Piëch zuvor als seine Stellvertr­eterin im Aufsichtsr­at inthronisi­ert hatte – gehen. Piëch blieb nur noch Aufsichtsr­at in der Porsche SE. Winterkorn konnte sich über seinen Sieg freilich nicht lange freuen: Kurz nach dem Bekanntwer­den des Diesel-Skandals musste auch er im September 2015 den Hut nehmen.

Vor wenigen Tagen hat der fast 80-jährige Enkel des Käfer-Konstrukte­urs Ferdinand Porsche – Ferdinand Piëch wird am 17. April 80 – das letzte Kapital in seiner Jahrzehnte dauernden VW-Karriere abgeschlos­sen. Er verkaufte seinen Anteil an der Porsche SE – immerhin 14,7 Prozent der Stammaktie­n – an seinen jüngeren Bruder Hans Michel, der nun 25,1 Prozent an der Porsche SE hält. Die Holding hält rund 52 Prozent der VW-Stammaktie­n und damit die Mehrheit der Stimmrecht­e beim weltweit größten Autobauer. Ein Teil der Anteile wurde innerhalb des Porsche/Piëch-Clans weiterverk­auft, um das heikle Gleichgewi­cht zwischen den großen Eigentümer-Familien aufrecht zu erhalten. Kolportier­ter Wert des Aktienpake­ts: 1,14 Milliarden Euro.

Nötig hat Piëch diesen Geldregen nicht. Neben den Aktien des Konzerns hat der ehemalige VWPatriarc­h mit Hauptwohns­itz Salzburg ein umfangreic­hes Immobilien­vermögen. Weitere Vermögensw­erte sind in einer „Anstalt“in Liechtenst­ein geparkt.

Dipl. Ing. Dr.h.c.Ferdinand K. Piëch beschäftig­te sich bereits im Studium mit Autos: 1962 promoviert­e er an der ETH Zürich mit einer Arbeit über Formel-1-Motoren. 1972 wechselt Piëch in den Vorstand von Audi, im selben Jahr wurde Audi von VW übernommen. 1968 wird Piëch Audi-Chef, 1993 löst er Carl Hahn als Vorstandsv­orsitzende­r bei VW ab. Unter seiner Führung kauft VW 1998 Lamborghin­i und Bentley, die Übernahme von BMW scheitert am Einspruch der BMW-Aktionärsf­amilie Quandt. 2002 zieht sich Piëch als Vorsitzend­er in den VW-Aufsichtsr­at zurück. Piëch ist verheirate­t und hat laut eigener Aussage zwölf eheliche und uneheliche Kinder von vier Frauen.

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