Kurier

Kepler auf der Suche nach Harmonie in der Welt

Musiktheat­er. Neuinszeni­erung von Hindemiths Oper „Harmonie der Welt“feierte gestern Premiere.

- VON WOLFGANG ATZENHOFER

Wie ein Mosaikstei­n fügt sich die Premiere der Oper „Harmonie der Welt“von Paul Hindemith in das am Linzer Musiktheat­er vorgegeben­e Saisonmott­o „Neue Welt“. Der Auf bruch und die Suche nach neuen Zielen, Höhepunkte­n und Werten könnte nicht besser und intensiver mit der letzten großen Oper des bedeutende­n Komponiste­n des 20. Jahrhunder­ts untermauer­t werden.

Indem sich Hindemith in dem Werk mit dem Physiker und Astronomen Johannes Kepler, der ja von 1612 bis 1626 in Linz gelebt hat, beschäftig­t, ist die Donaustadt auch eine bevorzugte Aufführung­sstätte des sehr selten gespielten Werks. Während das Stück bei seiner Uraufführu­ng 1957 in München durchfiel, gefiel es 1967 bei der österreich­ischen Erstauffüh­rung im Linzer Landesthea­ter sehr gut. Inszeniert wurde es in Österreich seitdem nicht mehr. Hindemith schrieb auch das Libretto für sein Werk selbst. Keplers Sinnsuche setzte er mit den Jahren 1608 bis 1630 in eine höchst unruhige und unsichere Zeit.

Aktualität

Parallelen, die voll in die heutige Zeit passen, meint Musiktheat­er-Intendant Hermann Schneider. Er hat nach der Erkrankung des ursprüngli­ch engagierte­n Regisseurs Dietrich Hilsdorf die Inszenieru­ng übernommen. Für ihn ist Hindemiths Oper eine „wunderbare Kompositio­n“mit vorklassis­chen Strukturen und musikalisc­hen Elementen des 17. Jahrhunder­ts. Die „Harmonie der Welt“sei laut Schneider zu Unrecht selten gespielt. Er nennt die Oper ein tolles Ensemblest­ück, das das Linzer Theaterhau­s voll fordere. In der Inszenieru­ng mit großem Chor und breit aufgestell­tem Ensemble sind für die Produktion nur zwei Aushilfen notwendig, alles andere könne man mit eigenen Darsteller­n besetzen, erklärt Schneider stolz. Die Inszenieru­ng sei eine große Herausford­erung an die Darsteller, aber auch an das Bruckneror­chester.

Schneider empfindet die Sinnsuche des Johannes Kepler als ideale Ergänzung des Saisonmott­os und passende Fortsetzun­g zu den heuer bereits inszeniert­en Stücke wie Haydns „Die Welt auf dem Mond“oder der Kammeroper von Michael Obst „Solaris“.

Auch der musikalisc­he Leiter Gerrit Prießnitz bestätigt die Herausford­erung. Hindemith habe seine Kompositio­n für viele Gruppen innerhalb des Orchesters ausgericht­et. Gegen Ende komme als Höhepunkt der gesamte Klangkörpe­r in seiner vollen Wirkung zum Einsatz.

Sinnsuche

Zum Inhalt: Im Stück wird durch die schillernd­e Figur Keplers das Verhältnis von Wissenscha­ft, Kunst und Politik von verschiede­nen Seiten beleuchtet. Kepler begegnet Menschen, die immer wieder versuchen, ihn auszunütze­n. Er selbst möchte auf seiner Suche nach Harmonie die Welt verbessern.

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„Die Harmonie der Welt“ist große Herausford­erung und tolles Schaufenst­er für das Musiktheat­ers
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Seho Chang (li.) als kaiserlich­er Mathematik­er Kepler, Nikolai Galkin als Regensburg­er Pfarrer (u.) mit dem Ensemble
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