Gletscher, Seen
Mit dem Mietauto auf einer der Traumstraßen der Welt. Die Provinz Alberta, im Westen des Landes, lockt mit imposanten Gletscherpanoramen, unzähligen Seen und einer bärigen Tierwelt.
Kennen Sie Calgary schon?“, fragt mich der Taxifahrer auf dem Weg zum Hotel. „Nur vom Fernsehen, Olympische Winterspiele“– „Kann nicht sein“, widerspricht er, „dafür hätten wir hier viel zu wenig Stadien“. Skifahren ist in der Hauptstadt des Skiparadieses Alberta kaum ein Thema. Eishockey ja, aber sonst? Dabei liegt die Wintersportmetropole Banff nur eine (Autobahn-) Stunde entfernt.
Vom 191 Meter hohen Calgary Tower kann man gut auf die Rockies sehen. Er steht im kleinen Wolkenkratzer-Zentrum der Stadt mit ihren weitläufigen, überdachten Shopping- und Food-Malls und leuchtet nachts in allen Farben. Eine Fußgängerzone mit Gartenlokalen und die nahe Parklandschaft rund um den nahen Bow-River gehören zu den Annehmlichkeiten bei Schönwetter.
Wildtiere all inclusive
Wie schnell das auch Anfang September wechseln kann, merken wir während der Fahrt in den Waterton Lakes Nationalpark im Süden Albertas, als es plötzlich zu schneien beginnt. Am See selbst können aber auch Wolken die Stimmung kaum trüben. In diesem Natur- und Wanderparadies grasen Hirsche ungerührt vor den Hotelzimmern des kleinen Village, auch Schwarzbären lassen sich manch- im Bow Valley beginnend und über den Icefields Parkway bis nach Jasper führend. Es ist wohl eine der schönsten Landschaften der Welt, die man mit dem Auto bereisen kann. Und das merkt man an der Banff Avenue, wo Menschen und Autos wie Ameisen entlang der Hotel-, Lokal- und Shoppingmeile wuseln. Das Gute dran: Man kann sich nochmals mit allem relativ preiswert eindecken, was es in der Natur kaum gibt.
Anstellen heißt es auch für die Banff Gondola, mit der es auf den knapp 2300 Meter hohen Sulphur Mountain geht, den Hausberg. Das 360°-Panorama ist dafür überwältigend. Und wer nicht nur den Trampelpfad zum Gipfel hinaufstapft, sondern in die nahen Wanderwege hineinschnuppert, ist binnen Minuten von üppigen Wäldern, absoluter Stille und neugierigen Rehen umgeben. Von hier
oben sieht man auch den Lake Minnewanka, den man ebenfalls unbedingt auf einer Wander-, Ausflugsboot- oder Kanutour entdecken sollte. Sehr idyllisch.
Glocken gegen Grizzlys
Der Ausgangspunkt des Icefields Parkway ist Lake Louise, hierzulande ein Begriff wegen seiner Ski-Weltcuprennen. Rund um den einzigartig milchig-türkisen See kann man im Sommer herrliche Wandertouren machen. Wir marschierten hinauf zur „Plain of 6 Glaciers“mit Rundblick auf eben diese, bei gutem Wetter. Dann durch dichte Wälder auf den Hideaway Peak und hinab zum Lake Agnes und Mirror Lake, ehe es zurück zum Lake Louise und den Touristen ging. Außer auf den beiden Hütten begegneten uns nur wenige Kleingruppen, von Weitem hörbar durch den Führer, der immer eine Mini-Kuhglocke um den Hals baumeln hat. Der Wirbel soll Grizzlybären verscheuchen. Nördlich von Lake Louise beginnt dann die Straße der Träume so richtig. Wir kommen kaum zum Fahren, da sich alle paar Kilometer ein neues Panorama eröffnet, das man auch unbedingt fotografieren muss. Berggipfel, Flüsse, Gletscher, Wasserfälle und unzählige Seen – besonders malerisch ist der Peyto Lake – säumen den Weg wie anderswo Bushaltestellen. Um an den schönsten Plätzen aus- zusteigen und zumindest die spektakulärsten Wanderpfade zu genießen, bräuchte man mindestens eine Woche. So viel Zeit nehmen sich nur die wenigsten Besucher, weil es eben noch so viel anderes zu sehen gibt.