Daria und der Gockel-Terrier
Mein Hund ist so peinlich, dass ich mich verstecken will, und flirtet völlig ungeniert.
„Was für Deppen der Frühling aus den Menschen macht!“, dachte ich schon manchen April, wenn die Balz der Parkbesucher jener der Waldtiere um nichts nachsteht. Man kommt ja herum, wenn man einen Hund hat – auch hinter Hecken und ins Parkunterholz. Dort begegnet einem mitunter mehr, als man freiwillig sehen will.
Aber Sie glauben ja nicht, was los ist, wenn so eine rüstige, längst kastrierte Beagle-Dame Krankheitssymptome von Frühjahrsmunterkeit zeigt. Sie ist akut gesünder als die halb so Alten, springt doppelt so hoch wie die Kängurus. Andere sind in dem Alter auf dem Höhepunkt der Midlifecrisis, Daria hat den Höhenflug.
Der Terrierrüde, dem wir gestern auf der Hundewiese begegnet sind, wäre ihr normalerweise gerade recht gekommen mit seinen Aufdringlichkeiten. Den hätte sie noch im März in die Schranken gekeift, dass er wie frisch gefönt dagestanden wäre.
Gestern aber provozierte sie diesen Lächerling augenscheinlich zu noch mehr Schabernack. Sie tut ihm schön, rennt weg, er hinterher, sie springt elegant über ihn drüber, rennt wieder weg, prüft aus dem Augenwinkel, ob er nachkommt, lässt sich einholen, tut so, als hätte ER SIE zu Fall gebracht und kugelt mit ihm über die Wiese.
Ich muss diese profund peinliche Szene mit ihr nachbesprechen. „Daria, BITTE“, stöhne ich, „was wolltest du von diesem Gockel-Terrier, der auch in seinem aufgeblasenen Zustand noch einen halben Kopf kleiner war als du?“Sie wirkt augenblicklich eingeschnappt: „Was willst du hören? Dass er so schöne Augen hatte? Dass sein Aftershave betörend roch? So etwas reden sich nur Menschinnen ein. Hündinnen reden nicht so lächerlich um den Brei. Der Typ war heiß.“Ich muss lachen. Sie nicht. Sie redet einfach weiter: „Du wirst doch nur nervös, weil der April schon eine Woche alt ist und dich auf der Hundewiese heuer noch keiner angebalzt hat.“
Am Abend erzähle ich das Freundin D., Expertin für Rache mit Herz. „Eine meiner Bekannten hat jetzt ein Mini-Schwein, Oskar“, erzählt sie, „wenn die Gassi geht, bleiben die Autofahrer stehen, lassen ihre Fenster runter und sprechen sie an ...“Ich grinse und sage laut: „Daria, ein neuer Verehrer! Wir besuchen Oskar.“Sie lächelt nur milde: „Viel Spaß. Du wirst ihm gefallen.“