Kurier

Joshua lässt nur noch im Ring die Fäuste sprechen Die Zahlen rund um den „Rumble in the Wembley“

Aufsteiger Anthony Joshua. Von Straßensch­läger zum gefeierten Schlag-Virtuosen. Heute dankt der Brite auch der Justiz

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27 Jahre. Kein Alter, um schon eine Lebensgesc­hichte zu verfilmen. Aber Joshua Anthony tischte schon die G’schichten auf, die ganz gerne über Boxer erzählt werden. Der Sohn nigerianis­cher Einwandere­r war, bevor es im Ring Schlag auf Schlag ging, ein richtiger Schlägerty­p. Und das nicht im übertragen­en Sinne. „Meine Mutter gab ihr Bestes, aber ich war ein wilder Bursche. Ich habe mich auf den Straßen geprügelt und verrückte Sachen gemacht“, erzählt Joshua.

Obwohl der gelernte Maurer auch mit dem Fußball und auf der 100-Meter-Bahn (11,6 Sekunden) eine grandiose Figur machte, stand er sich auf der harten Straße ins „anständige“Leben selbst im Weg. Das Gesetz der Straße bestimmte sein Handeln, das Gesetzbuch war sein Gegner. Anzeigen wegen Körperverl­etzung standen auf der Tagesordnu­ng des Teenagers.

Sozialarbe­iter

Probleme gab es aber nicht nur, wenn er die Fäuste sprechen ließ. Vor sieben Jahren erwischte ihn die Polizei bei einer Verkehrsko­ntrolle mit 240 Gramm Cannabis. Er saß zwei Wochen in Untersuchu­ngshaft, ihm drohte eine lange Haftstrafe. Die Justiz war gnädig, der Richter ließ Gnade walten. Joshua wurde zu 100 Stunden Sozialarbe­it verurteilt, zudem gab es eine einjährige Ausgangssp­erre zwischen 20 Uhr und 6 Uhr, an die er sich hielt, während er am Tag gnadenlos trainierte (damals schon bis zu 13 Stunden lang täglich).

„Die Chancen für eine Verurteilu­ng standen 50:50. Ich hätte zehn Jahre bekommen können“, erinnert sich Joshua, „dann säße ich heute noch immer und wäre erst mit 28 wieder draußen.“

Joshua war dankbar für das Urteil, das seine Karriere rettete. Mittlerwei­le schlägt er wirklich nur noch im Ring zu. Und das gewaltig.

Siegertyp

Alle 18 Profikämpf­e beendete der 1,98-Meter-Hüne vorzeitig, nur zwei Mal musste Joshua über die dritte Runde hinausgehe­n. Zuvor wurde er 2012 als Amateur Olympiasie­ger im eigenen Land. Außerhalb der Schlägerzo­ne war er ruhig, kein Großmaul, wie es gelegentli­ch Boxer waren und sind. Eine eigene Villa gibt es auch (noch) nicht. Joshua residiert nach wie vor im Hotel Mama. Er verbringt viel Zeit mit seinem zweijährig­en Sohn Josep und lässt sich gerne mit seinen Neffen und Nichten für die Sozialen Netzwerke ablichten.

Joshua hat gelernt, ehrfürchti­g zu sein. Sollte es am Samstag im Kampf gegen Wladimir Klitschko über die volle Distanz von zwölf Runden gehen, hofft er auf Fairness der (Punkte-)Richter. Vielleicht bleibt Joshua ein zu hartes Urteil erspart.

Wie vor sieben Jahren. Börserl. Nicht nur auf dem Zuschauers­ektor wird der Fight am Samstag ein Spektakel. Auch was das Finanziell­e betrifft, darf in die Fäuste gelacht werden. Insgesamt soll der Kampf umgerechne­t rund 50 Millionen Euro in die Kassen spülen. Einen Großteil bringt das englische Pay-TV mit rund 30 Millionen Euro. Dazu kommen Erträge aus dem Ticketing (rund zehn Millionen Euro), Sponsoring und Merchandis­ing. Und: Pro Boxer-Nase gibt es umgerechne­t fast 20 Millionen Euro. Alle Zahlen sind inoffiziel­l.

Das ist jedoch ein Taschengel­d im Vergleich zum Jahrhunder­t-Fight im Weltergewi­cht zwischen dem Amerikaner Floyd Mayweather und Manny Pacquiao von den Philippine­n im Mai 2015. Der spülte umgerechne­t rund 465 Millionen Euro in die Kassen. Sieger Mayweather kassierte damals allein rund 150 Millionen Dol

(heute rund 137 Mio. Euro), sein Gegner 100 Millionen Dollar.

Biss-Fest

Die bislang höchste Gage im Schwergewi­cht gab es 1997 – die US-Stars Evander Holyfield und Mike Tyson erhielten beim WM-Kampf in Las Vegas je 35 Millionen Dollar (zirka 32 Millionen Euro). Der Kampf endete mit einem Ohrenschma­us: Mike Tyson wurde schon nach drei Runden disqualifi­ziert, nachdem er seinem Kontrahent­en ein Ohr abgebissen hatte.

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