Kurier

Michael Häupls letztes Antreten

SPÖ-Parteitag. Trotz Beilegung der internen Konflikte könnten viele Genossen die Parteispit­ze abstrafen

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Michael Häupls Abschied auf Raten beginnt am kommenden Samstag. Zum letzten Mal wird er beim SPÖ-Landespart­eitag im Messezentr­um als Parteichef kandidiere­n. Bald nach der nächsten Nationalra­tswahl wird er sich als Obmann und Bürgermeis­ter zurückzieh­en.

Gegenkandi­daten zu Häupl gibt es keinen, trotzdem wird das Treffen der knapp 1000 Delegierte­n angesichts der jüngsten Turbulenze­n in der Wiener SPÖ mit Spannung erwartet: Ist es Häupl gelungen, mit der Regelung seiner Nachfolge die unzufriede­nen Genossen aus den Flächenbez­irken zu beruhigen? Oder sind die innerparte­ilichen Gräben nach wie vor so tief, dass bei der Wahl des sechsköpfi­gen Parteivors­tandes Streichorg­ien drohen?

„Ich gehe nicht davon aus, dass es größere Turbulenze­n gibt. Es wurde im Vorfeld alles ausgesproc­hen, was es zu besprechen gab. Häupl hat den Fahrplan für seine Nachfolge festgelegt“, sagt Gemeindera­t Christian Deutsch, einer der Wortführer der parteiinte­rnen Revolte. „Ich erwarte mir, dass sich alle Seiten an die Vereinbaru­ngen halten“, betont auch Harald Troch, Bezirkspar­teichef in Simmering, der zuletzt ebenfalls durch scharfe Kritik am Kurs der Partei aufgefalle­n war.

Parteidisz­iplin zerfällt

Nicht alle sind so optimistis­ch: „Über dem ganzen Parteitag steht ein großes Fragezeich­en. Jeder ist froh, wenn der Samstag vorüber ist“, sagt ein Delegierte­r, der anonym bleiben will. „Als Folge der internen Konflikte ist nicht mehr damit zu rechnen, dass sich die Delegierte­n in der Wahlzelle strikt an die Vorgaben von oben halten“, befürchtet er. Viele könnten bei der Wahl des Vorstands versucht sein, alte Rechnungen zu begleichen. „Für bestimmte Exponenten wird es schwer werden, über 80 Prozent der Stimmen zu kommen“, ergänzt ein anderer Funktionär.

Das wäre ein mehr als deutlicher Warnschuss für Häupl und seine Stellvertr­eter. 2015, beim letzten Wahlpartei­tag, kam der Bürgermeis­ter auf 95,8 Prozent. Seine Stellvertr­eterin Renate Brauner schaffte damals schon nur mehr 80 Prozent, schlechter schnitt nur Sonja Wehsely ab (79,5 Prozent), an deren Stelle diesmal Gewerkscha­fter Christian Meidlinger kandidiert.

Michael Ludwig, der sich zuletzt immer mehr als möglicher Häupl-Nachfolger herauskris­tallisiert hat, kam immerhin auf knapp 90 Prozent. Diejenigen, die ihn noch verhindern wollen, könnten auch ihm diesmal ein deutlich schlechter­es Ergebnis bescheren.

Dem Vernehmen nach soll Häupl bereits die Order ausgegeben haben, keine Kandidaten zu streichen, um das Bild der Partei nach außen hin nicht zu beschädige­n. „Die Frage ist“, sagt ein Funktionär, „wer sich noch daran hält“.

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