„Die Josefstadt ist das erfolgreichste Theater“
Sie hatten zu Beginn die Maxime ausgegeben, keine Klassiker spielen zu wollen. Und nun setzen Sie Friedrich Schillers „Maria Stuart“an.
Klassiker haben eben an der Josefstadt nie besonderen Anklang gefunden. Und wir müssen ja nicht das Gleiche machen wie die anderen großen Bühnen. In unserem Haus „Die Räuber“zu spielen, wäre allein schon aufgrund der Bühnendimension unsinnig. Bei „Maria Stuart“ist es etwas anderes. Günter Krämer hatte eine aufregende Inszenierungsidee – und ich stimmte zu: „Gut, wenn Du eine Fassung mit fünf Schauspielern schreibst.“Bei uns geht es also um den Konflikt von zwei großen Theaterdiven. Diese Setzung gefällt mir. Sie wollen nicht das Gleiche machen wie die Burg. Und nun bringen Sie „Der Gott des Gemetzels“von Yasmina Reza und „Professor Bernhardi“…
Erstens: „Der Gott des Gemetzels“läuft nicht mehr am Burgtheater. Und zweitens: Arthur Schnitzler war immer schon programmatischer Schwerpunkt an der Josefstadt. Dass „Professor Bernhardi“auch an der Burg zu sehen ist, ist mir wurscht. Ich will und muss die Rolle spielen, um etwas für mich zu klären. Denn in allen Inszenierungen, die ich kenne, ist der fünfte Akt der Schwächste. Das kann ja nicht sein! Es geht doch immerhin um die Menschwerdung des weißen Gottes Bernhardi und um die Konfrontation, die er mit dem widerwärtigen Beamtentum durchzustehen hat. In der Burg gibt es eine zaghafte Modernisierung: Die Rolle des Professor Cyprian wird von einer Frau, Caroline Peters, gespielt. Und bei Ihnen?
Wir versuchen, das Stück im Heute spielen zu lassen, und so wäre es natürlich richtig, dass drei Professoren von Schauspielerinnen gespielt werden. Aber wir machen es nicht. Soll ich Ihnen sagen warum? Weil Schnitzlers Frauen anders sprechen. Genia spricht anders als Hofreiter. Das funktioniert also nicht. Bei „Terror“aber doch?
Was soll ich Ihnen jetzt antworten? (lacht) Ich wünsche dem Projekt viel Glück. Sie inszenieren mit „Fremdenzimmer“wieder eine PeterTurrini-Uraufführung.
Ein total aktuelles Stück! Es geht um einen Flüchtling aus Afghanistan in den Fängen eines Wiener Ehepaars. Auch mutig. Denn Sie stehen ja wirtschaftlich doch unter einem ziemlichen Erfolgsdruck.
Ja. Die Kartenerlöse lagen in der letzten Saison bei 9,2 Millionen Euro. Das Burgtheater kam auf 9,1 Millionen – obwohl es fast doppelt so viele Karten anbietet. Unsere beiden Spielstätten sind wesentlich kleiner. Und weil unsere Subvention viel geringer ist, bin ich gezwungen, das wirtschaftlich erfolgreichste Theater im deutschsprachigen Raum zu führen. Und ich schaffe das, obwohl ich die Kammerspiele nicht mehr, wie Otto Schenk und Helmuth Lohner, als Boulevardtheater führe. Ihr Vertrag läuft bis 2021. Da werden Sie 60. Das kann es doch noch nicht gewesen sein?
Stimmt. Manche sagen: „Du darfst nicht weggehen! Was wird denn dann mit dem Theater?“Aber 15 Jahre Direktor sind doch eine lange Zeit. Ich habe den Wunsch, meinem Leben noch eine Wendung zu geben. Das größere Volkstheater?
Interessiert mich nicht. Ich wäre überfordert mit der Frage, was das Volkstheater heute leisten soll und muss. Und vor allem: Große Bühne, großes Theater. Aber die Subvention lässt ein solches nicht zu. Na, dann also doch die Burg?
Große Bühne, Riesenbudget! ( lächelnd) Da werden sich nicht viele wehren.