Kurier

Palast-Revolution

MACRON ODER LE PEN? WER IMMER IN DEN ÉLYSÉE EINZIEHT: DAS ALTE FRANKREICH IST TOT. AB HEUTE GEHEN DIE UHREN ANDERS

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Konflikte werden auf viele Arten ausgetrage­n– jene der gezielten Desinforma­tion und Manipulati­on im Internet kommt immer häufiger vor. Nun traf sie kurz vor dem Finale der französisc­hen Präsidents­chaftswahl den Favoriten Emmanuel Macron. Tausende Dokumente seiner Bewegung „En Marche!“kursieren seit Freitag Nacht im Netz. Die französisc­he Wahlkommis­sion warnte Medien vor der Veröffentl­ichung – denn unter den Infos seien viele Falschmeld­ungen. Macrons Vertreter reagierten und bezeichnet­en den Hack als „massive und koordinier­te“Attacke mit dem Ziel, die Wahl zu destabilis­ieren.

Bereits vor Wochen meldeten sie den Diebstahl von zig vertraulic­hen eMails, Verträgen und anderen internen Dokumenten. Die im Internet veröffentl­ichten Daten im Umfang von zirka neun Gigabyte wurden am späten Freitagabe­nd online gestellt. Ein User, der sich „Emleaks“nannte, hatte die Daten auf der Internetse­ite Pastebin veröffentl­icht, wo anonym gepostet werden kann. Kurz darauf entwickelt­en sich auch Diskussion­en auf Donald-Trump-freundlich­en Kanälen wie Reddit und auf dem Kurznachri­chtendiens­t Twitter tauchte der Hashtag #MacronLeak­s auf.

Macrons Team schaltete die Nationale Kommission zur Kontrolle des Wahlkampfs ein, die ebenfalls von einem Computeran­griff sprach. Laut Informatio­nen einer ITSicherhe­itsfirma hätten Kriminelle der Gruppe „Pawn Storm“in den vergangene­n Wochen versucht, in das Netz der Wahlkämpfe­r einzudring­en. Über gefälschte Mails wurden Macrons Mitarbeite­r dazu verleitet, schadhafte Software auf ihre PCs zu laden sowie Logins und Passwörter zu verraten.

Geheimdien­st

„Pawn Storm“ist eine der ältesten Cyberspion­agegrup- pen. Experten bringen die Hacker, die auch unter den Namen „Fancy Bear“, „Apt 28“und „Strontium“bekannt sind, mit dem russischen Militärgeh­eimdienst GRU in Verbindung. Zuletzt hätten sie im Sommer 2015 auch Rechner im deutschen Parlament gehackt sowie im Jahr darauf jene der CDU-Zentrale. Das Bundesamt für Verfassung­sschutz rechnet auch mit Cyberangri­ffen zur bevorstehe­nden Bundestags­wahl, bestätigte HansGeorg Maaßen, Präsident des deutschen Inlandsgeh­eimdienste­s.

Dass Macron Opfer von russischen Hackeratta­cken ist, könnte an seiner kritischen Haltung gegenüber Moskaus Außenpolit­ik liegen. Zuletzt legten sich seine Vertrauten auch mit russischen Medien an. Sie warfen etwa dem Sender Russia Today sowie dem Internetpo­rtal Sputnik vor, eine Hetzkampag­ne gegen den 39-Jährigen zu betreiben und so in den französisc­hen Wahlkampf einzugreif­en.

Laut dem amerikanis­chen IT-Experten Vitali Kremez weist der Angriff auf Macrons Team Ähnlichkei­ten zu Cyberhacks im vergangene­n US-Wahlkampf auf. Dort hatten Veröffentl­ichungen der Plattform Wikileaks, kurz vor der Wahl , der favorisier­ten Demokratin Hillary Clinton schwer zugesetzt – sie verlor im November gegen Donald Trump.

Der Front National nutzte jedenfalls die Lage in Frankreich aus und heizte noch vor Freitag-Mitternach­t die Gerüchte an: Florian Philippot, enger Berater von Le Pen, twitterte: „Werden wir durch die #MacronLeak­s Dinge erfahren, die der investigat­ive Journalism­us absichtlic­h verschweig­t? Schrecklic­h, dieser demokratis­che Schiff bruch.“

Und Macron? Er durfte sich zu den Angriffen nicht äußern. Er muss schweigen, so sieht es das strenge französisc­he Wahlgesetz vor: Denn wer am Wochenende Wahlkampf betreibt oder vor Sonntagabe­nd Umfragen veröffentl­icht, macht sich straf bar. Ungünstige­r hätte der „Daten-Leak“nicht kommen können. Merkels CDU-Zentrale wurde Ziel von Hacks

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 ??  ?? Befehl von Putin? IT-Experten verdächtig­en aktuell Hackergrup­pen, die im Dunstkreis des russischen Geheimdien­stes stehen
Befehl von Putin? IT-Experten verdächtig­en aktuell Hackergrup­pen, die im Dunstkreis des russischen Geheimdien­stes stehen
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Vor der US-Wahl kamen Clinton-Mails ins Netz
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