Kurier

Franzosen in Wien: „Noch einmal entschiede­n gegen Le Pen“

Stimmungsb­ild. Bei der KURIER-Umfrage sprachen sich alle für Macron aus. Dennoch fürchten sie, dass es knapp wird

- – A. BAUER, L. RIEGER

Vor zwei Wochen ging eine Welle der Erleichter­ung durch das SPÖ-Lokal in der Lindengass­e 62. Mehrere Dutzend Auslandsfr­anzosen hatten sich eingefunde­n, um die Wahlentsch­eidung zu verfolgen. Heute, Sonntag, Abend wird es dort wieder ein Public Viewing geben. Es bleibt abzuwarten, ob es diesmal Grund zur Freude gibt. Der KURIER hat sich jeden- falls noch einmal bei jenen Auslandsfr­anzosen umgehört, die er vor der ersten Wahlrunde interviewt hat.

Für Ludovic Ferriere etwa repräsenti­ert die Stichwahl den aktuellen Zustand Frankreich­s: „Die Kandidaten sind sehr unterschie­dlich – für oder gegen Europa.“Für ihn und all seine Freunde ist die Entscheidu­ng klar: Sie werden Macron wählen.

Sylvie Köck-Miquel, Präsidenti­n des Vereins für Auslandsfr­anzosen ADFE, glaubt dennoch nicht, „dass es ein großer Sieg für Macron wird“.

Mit 46,7 Prozent für den unabhängig­en Kandidaten Emmanuel Macron und nur 3,9 Prozent für die rechtsextr­eme Marine Le Pen unterschie­d sich auch beim ersten Wahldurchg­ang das Ergebnis der österreich­ischen Aus- landsfranz­osen deutlich vom Gesamtwahl­ergebnis. „Ich bin auch lieber im Vorhinein pessimisti­sch, als nachher schlimm enttäuscht“, sagt Köck-Miquel. Auch sie hofft, dass es der männliche Kandidat schafft. „Ich bin natürlich nicht gegen Le Pen, weil sie eine Frau ist. Ich würde eine Frau an der Spitze sogar sehr begrüßen. Aber diese Frau, das geht nicht.“

Der Politologe Michel Cullin hat indes Sorge, dass viele gar nicht wählen gehen könnten. Er ist deshalb am Samstag nach Paris geflogen. Es sei wichtiger denn je, Präsenz in der Heimat zu zeigen.

Schauspiel­er Samuel Machto vergleicht die Wahl mit dem Duell Alexander Van der Bellen gegen Norbert Hofer: „Ich verstehe den Frust der Linken, dass sie mit Macron nicht das Sinnbild des Kapitalism­us wählen wollen. Aber man muss den eigenen Stolz hinuntersc­hlucken und entschiede­n gegen Marine Le Pen auftreten.“

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