Marschiert in den Élysée-Palast?
kurs geschlittert. Er konnte sich nur durch die Entlassung seiner Mitarbeiter und den Rückgriff auf andere Einmann-Unternehmer retten. „Ich habe ihn nicht gefragt, wen er wählt. Der Familienfrieden ist mir wichtiger“.
Fans im Sozialbau
Regelrecht begeistert von der Kampagne ist Aurelien Minet. Der 30-jährige MacronAnhänger, von Beruf Buchhalter, ist bei seiner Wahlkampftour von Jugendlichen in den Vorhöfen der Sozialbauten eines ziemlich verrufenen Viertels unerwartet herzlich empfangen worden: „Wir dachten, die verachten Politik. Aber die Burschen, die da herumstanden, waren politisch auf dem letzten Stand, wissbegierig und sehr dankbar, dass wir kommen. Das war super-genial“.
Viele dieser jungen Leute aus Migrantenfamilien hatten im ersten Wahlgang den Linken Melenchon gewählt. Der liberale und wirtschaftsfreundliche Ansatz von Macron schreckt sie aber nicht ab: „Sie haben oft vor, Unternehmer zu werden, etwa eine Imbiss-Stube zu gründen, um der chronischen Unterbeschäftigung zu entgehen. Viele arbeiten extrem hart für sehr wenig Verdienst, etwa als Chauffeure für Firmen wie Uber Diese jungen Menschen interessiert der Vorschlag von Macron, die Umschulungen und Arbeitslosenstützen, und sei es nur für Überbrückungsphasen, auf Selbstständige auszudehnen.“
Der grüne Stadtrat für Transportwesen, Renaud Martin, hat sich Macron angeschlossen, weil er dessen Engagement für die EU und ihre „Erneuerung“für das nunmehr wichtigste Unterscheidungsmerkmal der politischen Kräfte Frankreichs hält: „Macron ermöglicht den politischen Big Bang, durch das Bündnis des linken und bürgerlichen Zentrums, jenseits der bisherigen, sinn- losen Frontverläufe.“
Auf der anderen Seite, beim „Front National“, schien zuletzt nicht einmal mehr Kandidatin Marine Le Pen an die Möglichkeit ihres Sieges zu glauben. Bei ihrer letzten Versammlung in einem Dorf in Nordfrankreich, ihrer eigentlichen Bastion, bekannte sie sich zwar zu ihrem heftigen Auftritt im TV-Duell: Sie habe das „Liebkind der Eliten gebeutelt“, erklärte sie stolz und zog nochmals ihre Anhänger in ihren Bann: „Ich bin die Witwe des Bauern, der Selbstmord begangen hat, weil er es nicht mehr schaffte. Des Unternehmers, der die nicht-loyale Konkurrenz ausländischer Firmen erleidet, die dreimal weniger Sozialabgaben zahlen. Ich bin die Sprecherin der Bewohner der Wohnviertel, die von der Kriminalität verunstaltet werden.“
Schlicht versagt
Aber sie sagte auch, so als hätte sie bereits die Stichwahl verloren, über ihre Gegner: „Sie werden gewählt, sie machen Versprechen, die sie nicht halten, und werden wieder gewählt“.
Und unter den Anwesenden gestanden viele, was bereits zuvor zahllose, enttäuschte Le Pen-Anhänger auf ihren Plattformen im Internet formuliert hatten: ihre Hoffnungsträgerin hatte im entscheidenden Fernseh-Duell mit Macron schlicht versagt.