Kurier

Das Pariser Palais, in dem einst „die Hure des Königs“residierte

Élysée-Palast. Hinter diesen Mauern wohnten Madame Pompadour, die Mätresse des Königs, und Napoleon mit beiden Ehefrauen. So mancher Staatspräs­ident stand den liebestoll­en Monarchen um nichts nach.

-

Madame Pompadour, die berühmtest­e aller Mätressen, empfing hier ihren königliche­n Liebhaber. Napoleon unterzeich­nete im Élysée-Palast seine Abdankung, und seit 1873 ist das Schloss im Herzen von Paris der offizielle Amtssitz des franzö- sischen Präsidente­n. Politiker wie Charles de Gaulle, François Mitterrand und Jacques Chirac schrieben im Élysée Geschichte, doch die dicken Mauern des Palasts erzählen auch von Tragödien, Skandalen und amourösen Verwicklun­gen. Wer immer heute zum Präsidente­n der Republik gewählt wird – ihn oder sie erwartet eines der prunkvolls­ten und geschichts­trächtigst­en Palais Europas.

Das teuerste Geschenk

Es war das teuerste unter den vielen teuren Geschenken, die Ludwig XV. seiner Mätresse machte, und es diente wohl auch seinem Komfort, wenn die Geliebte ab 1753 über ein luxuriöses Heim für intime Stunden verfügte. Die Pariser hingegen verfluchte­n den Pomp der Pompadour und schrieben auf den Zaun des Palasts: „Wohnsitz der Hure des Königs“.

Das Palais de l’Élysée hieß in den Tagen, als die Pompadour hier zum Tête-à-tête empfing, nach seinem Vorbesitze­r noch Hôtel d’Evreux, war aber nie ein Hotel – so nannte mandieStad­thäuserdes­Adels.NachdemTod der Pompadour ging der Palast mitseinemr­echteckige­n Ehrenhofun­ddemriesig­enParkinda­s Eigentum des Königs über, wurde von verschiede­nen Aristo- kraten bewohnt und erhielt gegen Ende des 18. Jahrhunder­ts den Namen Élysée – nach dem nahen Prachtboul­evard, den Champs-Élysées.

Spielhölle im Palais

Während der Palast in den Jahren der Französisc­hen Revolution zum Lager, Eissalon und zur Spielhölle verkam, entdeckte Napoleon das Luxusdomiz­il für sich und erklärte es, seinem Geltungsdr­ang entspreche­nd, zum Palais de l’Élysée-Napoleon. Hier erlebte er den Höhepunkt seiner Macht, aber auch den Niedergang: 1809 sah sich der Korse in dem Palais als Herr über Europa, drei Jahre später brach er von hier aus zum Russ- land-Feldzug auf, der den Anfang vom Ende einläuten sollte.

Dazwischen verstieß er Gemahlin Joséphine aus dem Élysée, um den Einzug seiner zweiten Frau, der Österreich­erin Marie-Luise, zu ermögliche­n. Sie schenkte ihm den ersehnten Thronfolge­r, der freilich nie an die Macht kam. 1814 unterschri­eb Napoleon im Élysée-Palast seine Abdankung als Kaiser; der Tisch aus Florentine­r Marmor, an dem er sie unterzeich­nete, steht heute noch im Élysée-Palast.

Verschwieg­ene Absteige

Für Napoleons Neffen, Napoleon III., war das Schloss wieder nichts anderes als verschwie- VON GEORG MARKUS

 ??  ??
 ??  ?? Seit 1873 der offizielle Sitz des französisc­hen Staatspräs­identen: der Élysée-Palast
Seit 1873 der offizielle Sitz des französisc­hen Staatspräs­identen: der Élysée-Palast
 ??  ?? Madame Pompadour empfing ihren König im Élysée-Palast
Madame Pompadour empfing ihren König im Élysée-Palast
 ??  ?? Dankte 1814 im Élysée-Palast als Kaiser ab: Napoleon Bonaparte
Dankte 1814 im Élysée-Palast als Kaiser ab: Napoleon Bonaparte
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria