Italien staunt über den Alleinunterhalter
Lukas Pöstlberger. Der Österreicher überraschte am 1. Tag des Giro, war auch auf der 2. Etappe im Hauptfeld
zur zweiten Etappe des 100. Giro d’Italia von Olbia nach Tortolì. Das Rosa Trikot ist der Ausweis des Führenden. Logisch, so will es die Tradition. Immer noch lässt ungläubig die Augen reiben, wer da im begehrten Shirt steckt: Lukas Pöstlberger, ein 25-jähriger Oberösterreicher, der im Team, das sich Bora-Hansgrohe nennt, am Vortag die gesamte Konkurrenz hinter sich gelassen hat. Er hatte sie alle übertölpelt auf dem Schlussabschnitt, alle überrascht mit seiner Attacke.
„Ich habe durchgezogen und mich bei 700 Metern gewundert, dass immer noch niemand vorbeifährt. Am Ende kam gar niemand mehr und ich habe gewonnen“, meinte der Vöcklabrucker. Eine von 21 Etappen gewonnen, nur ein Teilerfolg, aber einer, den er niemals vergessen wird.
Am zweiten Tag, ein Tag der mehr Anstiege brachte, war der Deutsche André Greipel der schnellste Sprinter im Ziel. Der 34-Jährige, nach dem Auftakt auf Platz drei gelegen, feierte seinen siebenten Etappensieg beim Giro in seiner Karriere und ist auch erfolgreichster Fahrer im aktuellen Feld. SprintKonkurrent Caleb Ewan aus Australien kam kurz vor dem Ziel gehörig außer Tritt und konnte nicht mehr in die Entscheidung eingreifen. Zweiter wurde der Italiener Roberto Ferrari.
Rang zwei
Pöstlberger verlor zwar das Rosa Trikot, war aber wieder im Hauptfeld mit dabei. Sein Rückstand betrug vier Sekunden auf den Deutschen, was noch immer für den beachtlichen zweiten Rang in der Gesamtwertung genügte.
Heute wird es wieder flacher. Die dritte Etappe führt über 148 Kilometer nach Cagliari, danach übersiedelt der Giro-Tross von Sardinien nach Sizilien.
Und dementsprechende Würdigung erfuhr Pöstelberger in der internationalen medialen Berichterstattung nach dem ersten Tag, überschwänglich die Kommentare im Veranstalterland.
Italiens wichtigste Sportzeitung, die Gazzetta dello Sport wurde gar poetisch: „Zwei Schritte von dem schönsten Meer Europas stürzt Pöstlberger in ein unerwartetes Glück. Der 25-Jährige gewinnt nicht nur als erster Österreicher eine Giro-Etappe, sondern schlüpft auch als erster österreichischer Radprofi ins Rosa Trikot. Für Österreich war so etwas noch nie geschehen. Das beschert Pöstlberger Schlagzeilen, wie Marcel Hirscher, Kaiser des österreichischen Skis.“
Corriere dello Sport: „Der große Bursche aus Vöcklabruck hat die erste Etappe mit einem erfolgreichen Solo- fluchtversuch gewonnen, wie man ihn nur selten im modernen Radsport sieht.“
Tuttosport: „Rosa-Trikot für Pöstlberger, einem Unbekannten, der mit überraschendem Humor glänzt und seine Euphorie über den unerwarteten Erfolg nicht verbergen kann. Er bringt eine Welle der Freude in einem eher trüben Giro nach dem Tod von Michele Scarponi und dem neuen DopingSkandal“.
Radboom
Auch La Repubblica kann sich fast ref lexartig nicht verkneifen, auf die Ski-Nation zu verweisen: „Es überrascht vielleicht, dass Österreich mit seinen Bergen niemals den Sieger einer Giro-Etappe hervorgebracht war. Dabei verkauft man in Österreich mehr Räder als Skier, wie Pöstlberger selber berichtet.“