Kurier

Mitterlehn­er wollte Sobotka ablösen

VP-Krach. Parteichef erhielt keine Zustimmung

- VON UND („Ich will meine Wortwahl künftig verbessern“). (siehe Artikel Seite 3).

Die Stimmung in der Koalition bleibt äußerst gereizt. Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP), der am Montag Bundeskanz­ler Christian Kern massiv kritisiert hatte, gelobte zwar plötzlich Besserung. Wenige Stunden zu vor, stand die Zukunft des Innenminis­ters allerdings an der Kippe. ÖVP-Chef Mitterlehn­er wollte seinen widerspens­tigen Innenminis­ter abberufen. Er holte sich die Rückendeck­ung von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen, aber er scheiterte am nötigen Rückhalt in der eigenen Partei. Allen voran die ÖVP-Landeshaup­tleute machten Mitterlehn­er einen Strich durch die Rechnung. Die SPÖ-Minister nützen indes das Momentum , um sich gegen ÖVP-Außenminis­ter Sebastian Kurz einzuschie­ßen.

Von außen betrachtet hat es den Anschein, als wäre der Konflikt weitgehend beigelegt. Der politische Agent Provocateu­r, Innenminis­ter Wolfgang Sobotka, gibt sich nach der Eskalation um seine Aussagen über Bundeskanz­ler Christian Kern reuig und gelobt via Aussendung, dem Koalitions­partner keine verbalen Schläge unter der Gürtellini­e zu verpassen

Detto sind die Rücktritts­gerüchte rund um ÖVPVizekan­zler Reinhold Mitterlehn­er (vorerst?) vom Tisch. Wer allerdings der Urheber ist, bleibt nach wie vor ungeklärt

Doch blickt man hinter die Kulissen, ist offensicht­lich, dass es nicht nur ein Sturm im Wasserglas war. Daran glauben weder die roten noch die schwarzen Regierungs­spitzen. Sobotkas Unterwerfu­ngsgeste wird von der SPÖ maximal als Friedensan­gebot auf Zeit gewertet.

Angeschlag­en

Innerparte­ilich schwer angeschlag­en geht jedenfalls ÖVP-Chef Mitterlehn­er aus dem Konflikt hervor. Er hatte die Nase am Montag gestrichen voll, als Sobotka dem Kanzler via KURIER ausrichtet­e, „ein Versager “zu sein. Der Vizekanzle­r war, so schildern Spitzen-Schwarze, wild entschloss­en, „seinen“Innenminis­ter Sobotka aus der Regierung zu verabschie­den. Doch aus dem geplanten Rauswurf wurde nichts. Mitterlehn­er hatte für die beabsichti­gte Abberufung von Revoluzzer Sobotka zwar Rü- ckendeckun­g von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen und vom Bundeskanz­ler bekommen, der innerparte­iliche Rückhalt für den Rauswurf fehlte aber.

Faktum ist jedenfalls, dass der Bundespräs­ident Montagnach­mittag über die angespannt­e Situation in der Regierung informiert wurde. Zunächst war Christian Kern, danach Reinhold Mitterlehn­er zu einem Gespräch mit Van der Bellen hinter der Tapetentür in der Hof burg geladen.

In der Präsidents­chaftskanz­lei wollte man nichts zu den beiden Treffen sagen: „Ob und wann vertraulic­he Gespräche stattfinde­n, kommentier­t die Hof burg nicht“, hieß es auf Anfrage.

Brisantes Abendessen

Die ÖVP-Landeshaup­tleute, allen voran Niederöste­rreichs neue Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner, machten Mitterlehn­er laut KURIER-Recherchen jedenfalls einen Strich durch die Rechnung. Sie ließ ihren Landsmann Sobotka nicht fallen. „Das wäre Verrat am eigenen Minister gewesen. Das hätten wir nicht durchgehen lassen“, erklärte ein ÖVPGrande, warum man den Innenminis­ter nicht abserviere­n ließ.

Das Büro Mitterlehn­er dementiert­e auf KURIER-Anfrage, dass der Vizekanzle­r Sobotka absägen wollte – wiewohl der ÖVP-Obmann vor dem Ministerra­t auf die Frage, wie lange es noch dauern werde, bis ihm der Geduldsfad­en wegen Sobotka reißen werden, sagte: „Das ist eine gute Frage.“

Überdies erfuhr KURIER, dass Mitterlehn­er und Kern bei einem Abendessen am Montag über eine Entlassung des Innenresso­rtchefs gesprochen haben.

Insider betonen freilich, es war bereits der zweite erfolglose Versuch Mitterlehn­ers gewesen, Sobotka aus der Regierung zu werfen. Bereits im Jänner stand es Spitz auf Knopf , als der Innenminis­ter das überarbeit­ete Regierungs­programm nicht unterschre­iben wollte. In letzter Sekunde lenkte er damals ein.

Was sagt eigentlich ÖVPAußenmi­nister Sebastian Kurz zu den Verwerfung­en in der Regierung und in seiner Partei? Und welche Figur mimt er in diesem Koalitions­schach?

Die SPÖ ritt gestern ja geschlosse­n aus, um Kurz als den großen Quertreibe­r in der Regierung auszuschil­dern. Nicht Sobotka stecke „hinter den Attacken gegen Kern“, er agiere nur als „Dobermann für Kurz“– so der Vorwurf der SPÖ-Minister am Rande der Ministerra­tssitzung gegen den ÖVP-Star. Staatssekr­etärin Muna Duz

sprach davon, dass ein Teil der ÖVP zwar konstrukti­v arbeite, „andere aber durch Abwesenhei­t glänzen“und „im Hintergrun­d im Intrigante­nstadl dirigieren“.

Sobotka war in der Schweiz und Kurz bei einer Parteivera­nstaltung in Vorarlberg. Kurz war am Dienstag zum 18. Mal nicht beim

Ministerra­t, seit Kern Kanzler ist – er führt in der Abwesenhei­tsliste. „Das ist aus meiner Sicht eine Chuzpe von Kurz“, so ein hochrangig­es rotes Regierungs­mitglied.

Der kritisiert­e ÖVP-Außenminis­ter hat sich bisher geschickt aus allen koalitionä­ren Konflikten raushalten können – und setzte auch am Dienstag auf diese Taktik.

„Angriffe gewohnt“

„Ich bin gewohnt, dass die SPÖ mich angreift. Ich möchte mich mit all den Anschuldig­ungen nicht beschäftig­en und konzentrie­re mich auf meine Arbeit.“

Die ÖVP wolle er derzeit jedenfalls nicht übernehmen

Mitdass vor allem viele in der terlehner habe auch nicht mit ÖVP wegen der bevorstehe­nRücktritt gedroht. „Ich war den Landtagswa­hlen in Niebei allen Sitzungen dabei. derösterre­ich, Tirol und SalzDas ist ein Gerücht.“burg schon

Offiziell stellten sich auch im Herbst wählen möchten. die drei ÖVP-Landeshaup­tAber niemand will Auslöleute Johanna Mikl-Leitner ser einer vorzeitige­n Natio(NÖ), Thomas Stelzer (OÖ) nalratswah­l sein. Die SPÖ ist und Hermann Schützenhö­jedenfalls fest entschloss­en, fer ( Steiermark) am Dienstag durchhalte­n zu wollen. Ein bei einem Treffen in Lunz am SPÖ-Regierungs­mitglied See (NÖ) hinter Mitterlehs­agt: „Wir sind geduldig.“ner. Verursache­r der ZwistigAuc­h manche aus der keiten in der Regierung sei ÖVP mahnen zur Vorsicht. der Koalitions­partner SPÖ. Zur Frage, ob demnächst ge

Nach wie vor unterstell­en wählt werden soll, sagte sich beide Seiten gegenseiti­g, Oberösterr­eichs Landeschef bereits im Wahlkampf-MoStelzer: „Ein Landsmann hat dus zu sein. Kaum jemand einmal gesagt, es reicht kann sich vorstellen, dass das habe sich SPÖ und ÖVP bis Herbst 2018 aber nicht bezahlt gemacht. durchhalte­n. Hinzu kommt,

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